Ist zwar jetzt schon fast 2 Wochen her, aber hier jetzt doch noch ein Rennbericht meinerseits!
Nachdem ich eine Woche vor dem eigentlichen Start das Rennen quasi schon abgeschrieben hatte, bin ich doch an den Start gegangen.
Um es vorweg zu nehmen: Es war trotz allem die richtige Entscheidung!
Mein Blick Sonntag morgens auf die Uhr: 3:55! Super, genau 5 Minuten bevor der Wecker schellt. Es hätte schlimmer kommen können.
Aufgestanden und direkt 3 Milchbrötchen mit Honig reingepfiffen. Ging leichter als gewohnt vor einem Wettkampf. Normal habe ich schon ab dem 2. Bissen vor Nervosität Probleme.
Meinen neuen 2-Teiler angezogen, Chip an den Fuß, Trainingsanzug drüber und ab nach Tenby.
In der Wechselzone klappte auch alles super, Luft war noch ausreichend drin, Flaschen befüllt, Radcomputer ausnahmsweise sogar auf Null gestellt und fertig. So routiniert lief es bei mir noch nie. Sonst bin ich die Unruhe in Person, aber heute
scheint alles wie am Schnürchen zu laufen.
Es geht runter zum Schwimmstart. Unglaublich was hier schon los ist! Dieses Flair hier ist einfach spektakulär. Da ist morgens eine Stunde vor dem Start ja mehr los, als bei manch einer Namhaften Veranstaltung während dem Rennen an den Hotspots.
Beim Schwimmstart angekommen entschließe ich mich entgültig dazu meine Neoprensocken+Neoprenhaube zu tragen und ich wurde für die Entscheidung nicht gestraft.
5 Minuten hinter den Profis ging es dann los. Den rollenden Start finde ich zwar für die Rennübersicht unglücklich, aber so kann ich endlich mal ab der ersten Minute mein eigenes Rennen schwimmen. Oder sagen wir mal so: Das Rennen, dass mir durch die äußeren Bedingungen aufgezwängt wurde.
Die erste Strecke, des 3 mal zu schwimmenden Dreieckkurses hat mir richtig Mut gemacht. Noch nie so richtig bei Wellen geschwommen, aber die Atmung funktioniert super. Plötzlich brennts im Rachen, Würgereiz, Ups doch zu früh gefreut und nicht genügend aufgepasst. Da kam mir eine Welle in die Quere mit der vollen Ladung während dem Einatmen. Das kostet mich zwar ein paar Sekunden, aber sonst alles Super. So macht mir schwimmen endlich mal wieder richtig Spaß. Hoch und runter, Über und unter Wasser, zwischendrin fast eine Drehung um die Längsachse. Achterbahn pur. Einfach nur geil!
Nach 1:03 ging es dann aus dem Wasser zur ersten halben Wechselzone. Neo aus alles in die Tasche gestopft, Schuhe an und Attacke. Bei den Zuschauern die dort in der Masse eine Mordsstimmung verbreitet haben wurde man quasi in die erste richtige Wechselzone (trotz bergauflaufens) getragen.
Da habe ich mir dann schön Zeit gelassen: Wechselbeutel holen, Ärmlinge, Mütze, Jacke, Socken und Radschuhe angezogen und Attacke zum Rad. Beim Aufsteigen war ich mir schon sicher, dass meine Form passt. Die Beine waren locker und es ging die ganze Zeit gut zu kurbeln. Ich habe mir extra vorgenommen doch den ersten Teil relativ locker zu fahren um im letzten Drittel nochmal drauf zu packen und stark zu laufen. Es hat echt Spaß gemacht, die Gegend ist Atemberaubend und die Bedingungen waren gut.
Ich sauge alles in mich auf: Die Natur, das teils sonnige Wetter, die Zufriedenheit mit dem aktuellen Verlauf beflügelt mich. Ich genieße das Rennen bei km 105 einfach. Ein fester Schlag, der Lenker rattert, Ende mit nur genießen. Eine Panne.
Alles gut denke ich mir, den Tag lässt du dir versauen. Die sowieso schon Minimale Chance auf Quali weg, aber egal. Du bist das erste Mal hier. Weiter genießen.
Das Vorderrad ausgebaut und schnell den Schlauch gewechselt. Das ging ja flotter als jemals zuvor,obwohl ich es nie vorher trainiert habe. Reifen gut voll.
Jetzt nur noch die Pumpe abdrehen. Zisch.....
Verdammt, das Ventil ist mit raus.
Naja gut, kann passieren. Immer noch ganz ruhig den Schlauch wieder raus geholt. Ventil reingedreht und nochmal extra fest gezogen. Pumpen: Noch 8 Schübe, noch 7...., noch 6 , zischhhh. Ich ziehe an der Pumpe und ich habe das gesamte Ventil in der Hand. Rausgerissen. Scheiße, eine Welt bricht zusammen. Den Tränen nahe werde ich von ein paar netten Walisern versucht aufzubauen.
Ich habe nur einen Schlauch dabei, von Veranstaltermotorrädern seit 25 Minuten nichts zu sehen in der Ecke. Was solls, Fahrrad auf die Schultern und irgendwie zu Fuß Richtung Tenby. Ich weiß nicht wie lang, aber gefühlte Stunden unterwegs, hält plötzlich ein Ami neben mir und spendiert mir noch einen Schlauch. Super denk ich mir, zumindest ins Ziel kann ich dann ja kommen. Schlauch gewechselt auf gepumpt und... Deja vu....Zisch.... Das kann doch nicht wahr sein. Wieder das Ventil. also nochmal raus den Schlauch, Ventil super fest und rein mit dem Ding. Endlich klappts.
Zack aufs Rad und direkt dicke Beine gehabt. Wieso? Was ist los eben war alles super?! Naja gut ich hab jetzt ich weiß nicht wie lange, ne Stunde oder länger nicht mehr auf dem Rad gesessen. Ein, zwei oder mehr km zu Fuß mit dem Radf auf der Schulter hinterlassen seine Spuren.
Gerade endlich wieder den Tritt gefunden schaue ich nach vorne. eine Helferin zeigt an Slowly, slowly.
Mein Gedanke: bin ich doch!
Fakt war: Kurve zu schnell, zwar kein Sturz aber so die Kurve bekommen, dass ich an der steinigen wand entlang schürfe bis ich zum stehen komme.
Dabei hat sich natürlich auch etwas im Umwerfer verfangen. Das war aber schnell behoben. Nach mehrmaliger Versicherung der Helferin, dass ich Ok sei ging es dann weiter.
Ab hier weiß ich nicht mehr wie ich mich gefühlt habe, aber ich versuche mal den Rest der Radstrecke anders zusammen zu fassen:
Schmerzen in der Schulter
geile Stimmung
Rückenschmerzen,
mega Stimmung
Kein Bock mehr weil kein sportliches Ziel mehr
richtig Bock weil geile Strecke+ geile Leute an der Strecke.
Also: weiter mit der Kiste.
Beim 2. oder 3. wechsel habe ich mir dann alle Zeit der Welt genommen. Ich wollt ja nur noch einen Marathon wandern. Ja das war hier wirklich nur noch Ziel. Im Kopf hatte ich die Erkältung der Wochen davor und warum jetzt noch ein noch so geringes Risiko eingehen.
Vorbemerkung!Merke: Sollte es noch so warm sein, wegen zu viel Klamotten auf der Radstrecke, sollte man diese niemals in der Wechselzone lassen, wenn man nur noch wandern möchte.
Es geht raus auf die Wanderstrecke. Sichtung meiner Frau, Zielstrebig hin. Erste Tränen kann ich nicht mehr unterdrücken. Teils der Enttäuschung wegen, teils der ungebrochenen Unterstützung von der Meute.
Ich kann zur Laufstrecke leider nicht mehr viel sagen, außer, dass ich solch Unterstützung im Leben noch nicht erlebt habe. Auch wenn ich nicht mehr wollte, bin ich zwischendurch gelaufen. Man hört seinen Namen unter den jubelnden Menschen und wenn man Anstalten macht wieder aus dem gehen zum laufen zu wechseln war das Gejubel schier unglaublich.
Dann wurde es für mich immer schlimmer. Ich fange an zu zittern, hätte ich die Jacke doch angelassen.
Die Zuschauer bringen mich immer wieder an den Rand eines Gefühlsausbruches.
Ich ziehe mich daran hoch und gehe immer weiter.
Insgeheim warte ich aber darauf endlich meine besser Hälfte zu sehen, die mir sagt dass wir nächstes Jahr wieder hier hin können, wenn ich jetzt endlich aufhöre.
Und tatsächlich 2km später bei km 22 oder so war es soweit. Gerade bei ihr angekommen bekomme ich einen richtigen Kälteschub. (es war genau im Wind)
Meine Schulter, Hals sah wohl übel aus und ich hatte leichte Zyanose an den Lippen.
Ich ringe mit mir.
Tust du dir die Kälte weiter an?
Bei den Zuschauern kann man eigentlich nicht aufhören denke ich andererseits.
Dann kam der erlösende Satz: Komm, nächstes Jahr ist doch nochmal hier. Dann klappt es auch.
Mit dieser Gewissheit konnte ich dem ganzen ein Ende bereiten.
Ich weiß das ich es hätte schaffen können, aber meine Gesundheit war mir dann wichtiger.
Die Stunden/Tage und teilweise noch jetzt ist es sehr schwer zu kapieren.
Hääte ich mal die robusteren Reifen genommen, Hätte ich mal vorher Reifenwechsel geübt.
Hätte ich wenigstens die Jacke angelassen.
Hätte, hätte Fahrradkette....
Nächstes Jahr gibts die Revanche.