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Zitat von Adept
Oha, hört sich ja doch nach einer höheren Philosophie an.
Aber um den Bogen zum Doping zu spannen. Die Norweger bzw. die Russen werden aber auch nicht immer gerade das besser präparierte Material ggü. der Konkurrenz gewählt haben und deswegen in versammelter Mannschaft die TOP10 belegen.
Das ist halt schon sehr auffällig.
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Die Materialprobleme der Deutschen beschränkten sich in Oberhof auch auf dieses eine Rennen und schon beim Verfolgungsrennen waren die Deutschen im Vergleich zur Konkurrenz wieder auf Top-Material unterwegs.
Für die Leistungsunterschiede zwischen Schweden, Norwegen, Frankreich und Deutschland spielt das Material in der Tat aus meiner Sicht keine Rolle.
In der Biathlon-Weltrangliste stehen unter den TopTen 4 Norweger, 2 Franzosen, 2 Schweden, ein Kroate, ein Italiener (auf Rang 12-14 folgen die drei besten Deutschen). Keiner davon weist eine unglaubwürdige Leistungsentwicklung auf oder hatte im Laufe seiner Karriere schon mal mit konkreten Dopingvorwürfen oder gar Sperren zu tun.
Historisch am meisten Doping-belastet ist zweifellos Russland. Fast alle Dopingskandale der letzten 8 Jahre betrafen Russen (bzw. deren ehemalige Sowjetrepubliken wie Ukraine oder Weißrussland) Der beste (und durchaus einschlägig vorbelastete) Russe kommt aber erst auf Rang 17.
Insgesamt sehe ich also im Biathlon derzeit keinerlei Indizien, den führenden Athleten Doping vorzuwerfen und sehe auch keinen Anhalt, dass überhaupt Doping dort aktuell eine große Rolle im Weltcup spielt.
Die Athleten die dort derzeit sportlich führend sind, kamen meist schon Anfang 20 in den Weltcup, also weitaus früher, als man im Ausdauersport üblicherweise erst sein Höchstleistungsalter erreicht (üblicherweise liegt dies bei technisch komplexen Sportarten mit Ausdauerkomponente, wozu Biathlon ja genauso wie Triathlon zählt) erst im Alter von 27 bis Anfang / Mitte 30.
Wer mit 20 oder 21 schon gut genug ist, um im Weltcup starten und sich dort sportlich behaupten zu können, ist oft eben derartig talentiert, dass ein paar Jahre später damit zu rechnen ist, dass er in der absoluten Weltspitze angekommen ist. Johannes Thingnes Boe hatte übrigens mit 19 sein Weltcupdebüt. Lagreid (der aktuell WC-Zweitplazierte und mutmaßlich kommende Superstar) kam mit letztes Jahr im Alter von erst 22 in das Norwegische Weltcupteam.
Die beiden Top-Schweden sind 23 und 25. der Franzose Jacquelin (auch mutmaßlich einer der kommenden Superstars ist ebenfalls erst 25.
Der jüngste im Deutschen Weltcupteam ist übrigens der vom sportlichen Talent her erkennbar limitierte Johannes Kühn mit 29. Alle anderen Deutschen A-Kaderathleten sind schon über 30. Daran sieht man exemplarisch, dass der deutsche Männer-Biathlon-Bereich aktuell ein massives Nachwuchsproblem hat, bzw. die vorhandenen jungen Athleten z.T. auch nicht in den Weltcup lässt, was in einem Pandemiewinter, in dem es keinen Europacup (und auch fast keine Nachwuchswettkämpfe) gibt ein Riesenproblem ist.
Um abschließend nochmal den Bogen zurück zum Threadthema zu spannen: ich schreibe hier über Biathlon, weil weiter oben im Thread der Name Boe zweimal gefallen ist und weil ich mich da relativ gut auskenne auch wegen der Wohnortnähe zum Stützpunkt Ruhpolding und zu Schleching, weil mit Dominic Schmuck ein Vereinsmitglied von unserem Triathlonverein seit zwei Jahren um die Weltcupnominierung kämpft). Über normalen Skilanglauf, bei dem ja nach wie vor die Russen sportlich vorne mitlaufen will ich mir kein Urteil erlauben, weil ich mich da auch nicht auskenne.
Normaler Skilanglauf ist wesentlich weniger komplex in seiner Struktur, weil eben das Schießen fehlt und damit möglicherweise dopinganfälliger.