Hohe Bildung sorgt für hohes Einkommen, das wiederum für Sicherheit und Freiheit sorgt, wodurch wiederum die Nachfrage nach Religion fällt. Bei der Kette wird gern der Mittelteil weggelassen.
Während ich die beiden Enden der Kette als gut (wenn auch nicht zwingend) kausal zusammenhängend akzeptieren kann, überzeugt mich die Mitte etwas weniger. Danke da z.B. an die Golfstaaten: hohes Einkommen - absolut. Sicherheit - evtl., Freiheit, oder gar Religion=Nebensache - wohl kaum.
Allerdings ist die Gleichung Bildung -> Säkularisierung auch nur richtig, wenn wir unter Bildung etwas verstehen, was im Sinne der Aufklärung und der Wissenschaften eine säkulare Bildung ist - eben der europäisch-abendländische Bildungsbegriff. Ich bin nicht sicher, ob in allen Kulturen weltweit "Bildung" die gleichen Inhalte assoziiert.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
...Wir wissen heute sehr viel mehr als die jüdische Gesellschaft vor zweitausend Jahren. Was ein Mensch dieser Zeit glaubte, fällt uns heute schwer zu glauben, da wir mehr wissen. Das ist doch ganz normal und ist nicht nur auf den Glauben beschränkt. Auch politische, gesellschaftliche oder wissenschaftliche Überzeugungen z.B. des 17. Jahrhunderts würden wir heute nicht mehr teilen, und das ist ja noch gar nicht so lange her.
Wir mögen auf manchen Gebieten mehr wissen; vieles, was wir heute als richtig oder gar als unumstößliche Wahrheit erachten, ist aber weiterhin häufig eine unüberprüfte oder unüberprüfbare Glaubenssache - nur eben andere, als vor 2000 Jahren. Diese basieren oft genug nicht allein auf rationalen Beweisen, sondern häufg auf von Menschen aufgestellten und allgemein akzeptierten Axiomen, geprägt durch ideologische Trends und wirtschaftliche Interessen der jeweiligen Zeit. In weiteren 2000 Jahren werden viele dieser "Glaubensthesen" möglicherweise auch lächerlich vorkommen (Beispiele für solche Möglichkeiten: die These von der zwingenden Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum; gewisse Ernährungsformen seien besonders "gesund"; der Klimawandel ist allein vom Menschen verursacht; Bluthochdruck ist eine Krankheit und kein Symptom; alles kann naturwissenschaftlich erklärt werden; Globalisierung wandelt die Welt zum Besseren, ...)
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Während ich die beiden Enden der Kette als gut (wenn auch nicht zwingend) kausal zusammenhängend akzeptieren kann, überzeugt mich die Mitte etwas weniger. Danke da z.B. an die Golfstaaten: hohes Einkommen - absolut. Sicherheit - evtl., Freiheit, oder gar Religion=Nebensache - wohl kaum.
Es geht dort aber auch um Staatsreligionen, was der einzelne Mensch dort glaubt, weißt du nicht.
Beispiele für solche Möglichkeiten: die These von der zwingenden Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum; gewisse Ernährungsformen seien besonders "gesund"; der Klimawandel ist allein vom Menschen verursacht; Bluthochdruck ist eine Krankheit und kein Symptom; alles kann naturwissenschaftlich erklärt werden; Globalisierung wandelt die Welt zum Besseren, ...
Diese Fragen sind IMO nicht gut gewählt, da teilweise kein Konflikt zu religiösem Wissen besteht. Außerdem haben diese Hypothesen in der Wissenschaft keineswegs eine allgemeine Gültigkeit. Für jede der obigen Thesen gibt es regalweise Gegenmeinungen. Mir ist daher nicht klar, worauf Du hinauswillst.
Wissenschaft besteht in der Anwendung einer Methode, die ein vorläufiges Wissen schafft. Ihm ist jederzeit zu misstrauen. Die Stärke der Wissenschaft liegt genau darin, dass sie diese Fehleranfälligkeit einräumt und sich ihrer bewusst ist. Deshalb gibt es kein heiliges Buch und keine Dogmen.
Ich verstehe daher nicht, warum Du den Wissenschaften vorhältst, sie würden sich im Besitz unumstößlichen Wissens sehen. Die Wissenschaftler, deren Namen uns heute spontan einfallen, haben jeder bereits bestehende Hypothesen eingerissen und durch andere ersetzt. Ihre Leistung bestand also gerade im Erneuern und nicht im Bewahren.
der Klimawandel ist allein vom Menschen verursacht;
Die IPCC sagt in ihrem Sachstandsbericht:
Zitat:
Es ist
äußerst wahrscheinlich,
dass mehr als die Hälfte des beobachteten Anstiegs der mittleren globalen Oberflä
chentemperatur von 1951 bis 2010 durch den anthropogenen Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen zusammen mit anderen
anthropogenen Antrieben verursacht wurde.
Diese Fragen sind IMO nicht gut gewählt, da teilweise kein Konflikt zu religiösem Wissen besteht. Außerdem haben diese Hypothesen in der Wissenschaft keineswegs eine allgemeine Gültigkeit. Für jede der obigen Thesen gibt es regalweise Gegenmeinungen. Mir ist daher nicht klar, worauf Du hinauswillst.
Wissenschaft besteht in der Anwendung einer Methode, die ein vorläufiges Wissen schafft. Ihm ist jederzeit zu misstrauen. Die Stärke der Wissenschaft liegt genau darin, dass sie diese Fehleranfälligkeit einräumt und sich ihrer bewusst ist. Deshalb gibt es kein heiliges Buch und keine Dogmen.
Ich verstehe daher nicht, warum Du den Wissenschaften vorhältst, sie würden sich im Besitz unumstößlichen Wissens sehen. Die Wissenschaftler, deren Namen uns heute spontan einfallen, haben jeder bereits bestehende Hypothesen eingerissen und durch andere ersetzt. Ihre Leistung bestand also gerade im Erneuern und nicht im Bewahren.
Grüße,
Arne
Worauf ich hinauswollte: obwohl die "wahre Wissenschaft" sich durch die von Dir beschriebenen Merkmale auszeichnet, ist unsere Gesellschaft (und damit auch viele, sich selbst als rational sehende Menschen) geneigt, eigentlich nicht religiösen Themen religions-ähnliche Züge zu verleihen, indem diese zu unanafechtbaren Glaubensfragen bzw. Glaubensthesen gemacht werden. Es gibt natürlich jede Menge Einzelmeinungen von kritisch denkenden Wissenschaftlern, aber eine große Mehrheit leugnet jegliche Möglichkeit, daß diese Alternativen stimmen könnten; ja die Gegenmeinungen werden oft sogar mit nicht rationalen Vorwürfen diskreditiert statt mit Argumenten entkräftet.
Für mich stehen die zitierten Beispiele alle für ein Bedürfnis der Menschen, sich "Glaubenssätze" zu formulieren und an diesen festzuhalten, da dies das Leben einfacher macht, als sich selber pro- und kontra Meinungen zu bilden, abzuwägen und zu entscheiden. Es ist nun mal bequemer, zu einer Mehrheit gleichen Glaubens zu gehören, als zu den Zweiflern. Früher war dies meist eine Religionsgemeinschaft im klassischen Sinne - heute entstehen als Ersatz viele kleinere "Religionen", zwar ohne Jenseitsbezug, aber mit dem gleichen dogmatischen Wahrheitsanspruch ohne kontinuierliche Prüfung des Wahrheitsgehalts oder von Alternativen.
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Also das was du behauptest, behauptet überhaupt kein Wissenschaftler.
O.k., es war arg vereinfacht dargestellt in der Auflistung, da ich nicht speziell an die Wissenschaftler dachte (Arnes Worte: "Wir wissen heute mehr" habe ich auf die durchschnittliche Bevölkerung bezogen), sondern an die (durch entsprechende mediale Aufbereitung) in Politik und Öffentlichkeit vorherrschendem Bild: wir sind Schuld, wir wollen/können das aber auch wieder beheben (halte ich für übertriebene Allmachtsfantasien des Menschen in einem noch nie voll verstandenen System). Die Differenzierung und mögliche Zweifel in Deinem Zitat schlagen sich im öffentlichen Bewußtsein oder in politischen Planspielen kaum nieder. Details wären hier noch spannend zu diskutieren - aber das wäre hier weit off topic.
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Worauf ich hinauswollte: obwohl die "wahre Wissenschaft" sich durch die von Dir beschriebenen Merkmale auszeichnet, ist unsere Gesellschaft (und damit auch viele, sich selbst als rational sehende Menschen) geneigt, eigentlich nicht religiösen Themen religions-ähnliche Züge zu verleihen, indem diese zu unanafechtbaren Glaubensfragen bzw. Glaubensthesen gemacht werden.
Ok, danke für die Erläuterung, jetzt habe ich Deinen Standpunkt verstanden.