Zurück von meinem ereignisreichen ITU-Wochenende und wieder einmal wurde bestätigt, dass auch jahrelange Erfahrung nicht vor neuen Erkenntnissen schützt, geschweige denn nicht unglaubliches wieder mal bestätigt.
- Den seinen gibt´s der Herr im Schlaf. Relativ früh im Hotel angekommen frage ich nur aus Spaß "Haben Sie etwas mit Blick auf den Gänsemarkt?" und der Manager sagt: "Sie haben Glück, wir sind restlos ausgebucht und einem Kampfrichterpaar (wir sind zu zweit untergebracht) muss ich ein Upgrade geben, das sind dann wohl Sie." Geht doch. "Aber französisches Bett, nur eine Decke!"
Hotel mit Blick auf Startnummernausgabe - und Profirennstrecke!!!
Kurz darauf erscheint mein Sharingpartner, ein Bär von 195 cm und 120 kg, weigert sich sofort, mit mir in einem Bett zu schlafen. Ich rufe bei der Rezeption an und "Das Sofa lässt sich zum Doppelbett ausziehen, wir beziehen es Ihnen." Mir? Nein, dem Bären. Schließlich habe ich mich doch schon längst in die Spielwiese gelümmelt.
- Leben und leben lassen. Nein, die Schlagermover sind nicht unsere Feinde, keineswegs. Und wenn sie es gut machen, sind sie sogar richtig unsere Freunde, so wie diese Herren hier:
Bereits morgens auf meiner ersten Runde über die Wettkampflaufstrecke haben sie sich, in feinster Lage von Harvesterhude, ihre Partyzone eingerichtet und feuern bei Schlagermusik und Weinchen die Athleten an. Sehr spät erst packen sie ein, der Move beginnt um 15 h, da sind wir längst fertig und gucken die Profirennen.
- Wieder ungeeignet, aber anders. Die erste Wettkampfrunde absolviere ich noch mit Ambush, dem Singlespeed, geht gar nicht, 8bar und Belagwechsel, als der Bock heil wieder im Hotelzimmer (!!!Die geile Aussicht auch für mein Rad, nur angemessen!!!) steht bin ich froh, aber das Büro öffnet erst um 9 h und so habe ich keine Möglichkeit, früher an mein Dienstrad zu kommen. Das Mountainbike von Stevens
ist mit den Belagwechseln so richtig unterfordert, dafür ist es aber so breit, dass es an engen Stellen, z.B. im Käfig am Ballindamm oder in der Unterführung Lombards- und Kennedybrücke, einfach zu viel ist. Aber schnell, hoch und komfortabel. Für diese Arbeit eignet sich einfach ein ganz normales schmales Tourenrad am Besten.
- Freundlichkeit kostet nichts. In bester Poserposition, Binnenalster mit Blick auf den Jungfernstieg, liegt ein Profiphotograph, den ich sofort anquassele. "Du verkaufst hier mit Abstand am Besten, denn Du hast das beste Hintergrundmotiv, das wollen alle haben. Und ich möchte auch ein Bild von mir." "Alles klar, wie machen wir´s?" "Ich fahre jetzt ein Stück zurück, warte auf eine schöne Teilnehmerin, dann fahre ich neben ihr an Dir vorbei und habe so eine Startnummer." "Super Plan!" Durchgeführt wie angesagt. Auf jeder Runde, und ich fahre viele, Samstag 5 x 5 km und Sonntag 4 x 10 km, warte ich oben auf der Lombardsbrücke auf eine schöne Athletin (was nie lange dauert), nur, um dann neben ihr an meinem Lieblingsphotographen vorbeizufahren. Einer Erklärung bedarf es nicht mehr, er lacht sich jedes Mal schlapp. Auf meiner letzten Runde gibt er mir seine Karte. Danke!
- Und dann natürlich die Regeln. Vier Verstöße hatte ich: eine Dame mit heruntergezogenem Einteiler und dann Sport-BH, was ich privat ganz gefällig fand; sie musste sich bedecken. Littering: fürs Gel wegwerfen, die Regel ist eigentlich eindeutig, gab es einen Pfiff, einen Stopbefehl und einen Vortrag. "...fällt Dir ein? Überleg Dir mal wer das einsammelt. Irgendeine Idee, was es hier Miete kostet, auf Deiner privaten Müllhalde?" Anhalten, zurückgehen, einsammeln. Tatsachenentscheidung als korrigierbarer Verstoß. Wildpinkeln, die Regel ist noch eindeutiger, dazu stehen überall Dixies. Er kam ja schon zurück, so genau hatte ich es also nicht gesehen, also auch wieder ein Vortrag. "Kommst Du aus HH? Weißt Du wo Du hier bist? Genau hier, in Deiner öffentlichen Toilette, haben nämlich die Nazis die Juden zum Abtransport zusammen getrieben. Da steht das Denkmal. Das ist hier kein Maisfeld beim Dorftriathlon!" Kann man möglicherweise auch anders machen, ich bilde mir ein, so bringt es mehr. Und einer schickte tatsächlich live-Sprachnachrichten vom iPhone, direkt von der Laufstrecke. Auch er wurde nur zur Schnecke gemacht, am Neuen Wall habe ich das dann auch nicht mehr nötig. Oh mann, hoffentlich werde ich nicht selber disqualifiziert wegen zu viel Nachsicht. Aber der ITU Hamburg Wasser World Triathlon ist einfach eine Edelstadtrundfahrt unter Sportbedingungen, nicht mehr. Bei Liga und IM sieht es anders aus.
Dann gleich meine Frage an den Fachmann betreffend die „Bedeckung“ der Dame: in Frankfurt lief ja Anne Haug mit herabgezogenem Einteiler plus Bustier bis ins Ziel, wo ist der Unterschied? Eine Freundin von mir macht immer Triathlon mit Hose und Bustier, wurde auch noch nie ermahnt, nur nicht erwischt?
Hm, ist immer Auslegungssache. 1 finde ich wegen der Startnummer nicht gut und so regeltechnisch grenzwertig, 2 geht in Ordnung. Die Frage ist auch, hat sie Sponoren auf dem Oberteil? Und ein bisschen blöd sieht es auch aus. Abseits der Regel ist dann die Frage, wer managt sie? Sie ist ja ein wenig Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, zumindest in unserem Mikrokosmos. Da ist dann die Frage, was wollen die Partner, was erwartet die Zielgruppe? Sieht doch irgendwie bescheuert aus, der Wulst um die Hüfte. Jeder Tourprofi lernt das, bergauf alles aufmachen, nur Kühl, beim Anblick der Ziellinie Ehre, wem Ehre gebührt.
Ich fand die Veranstaltung super.
Für son Dorfkind wie mich alles Superlativ.
Zwischen 5000 Rädern sein eigenes zu finden war schon spannend.
Schwimmen ist richtig in die Hose gegangen.
Im Startgewusel direkt nen Kick in die Rippen kassiert und nen schönen Schluck Alsterwasser gesoffen. Danach mit der Übelkeit gerungen und auf Stellenweise Brustschwimmen umgestellt.
Die Radstrecke war obwohl wir in der dritten Startgruppe waren schon sehr voll.
Viele haben sich nicht umgeschaut beim überholen. Lief aber soweit gut.
Laufen war ein Genuss. Tolle Strecke nichts zwickte super nette Helfer an den Verpflegungsstationen. Haben sich sehr gefreut das ich trotz 14 Grad Außentemperatur auf eine Dusche bestanden habe
Besonders habe ich mich für meinen Teamkollegen gefreut der mit seinen 79 Jahren den ersten Platz in seiner AK gemacht hat mit fast 10 Min Vorsprung
Auch bei der fünften Teilnahme in Firmenfarben war es ein schönes Wochenende und ein tolles Erlebnis - man weiß ja schließlich, auf was man sich einlässt (bezogen auf Teilnehmer, Strecke, Rennbedingungen etc.)
Mit meiner Zeit bin ich für ITU Verhältnisse (längste Wechselzone der Welt und "schwierige" Radbedingungen) auch zufrieden, 1:09:54 bedeutet 7. Platz AK, das ist in Ordnung.
Beim Schwimmen kam mir die Strecke im Vergleich zu den Vorjahren (auch im Abgleich der GPS-Bilder meiner Garmin) etwas kurz vor, vielleicht auch daher neue Schwimm-Bestzeit aufgestellt. Kann das jemand bestätigen? Ansonsten war es vorne in der Startgruppe "luftig", kein einziges Mal Körperkontakt gehabt und nach 7:40 Minuten aus dem Wasser.
Auf der Radstrecke war es erwartungsgemäß sehr voll, überholen in dritter oder vierter Reihe mit häufigen Rufen ("Links") war Standard, aber damit muss man bei diesem Wettkampf rechnen, wenn die TT-Bikes auf Stadträder und MTBs treffen. Mir ist auch auf der Radstrecke kein einziges KaRi Motorrad begegnet, aber das hatte sicherlich mit der Situation zu tun, dass die Strecke dermaßen voll war, dass es ein zusätzliches Sicherheitsrisiko gewesen wäre. Hat aber teilweise zu extremem Drafting geführt - aus welchen Gründen auch immer (ausnutzen der Situation, Unkenntnis der genauen Regeln, keine andere Möglichkeit durch Menge der Teilnehmer,...)
Beim Laufen bin ich etwas zu verhalten angegangen und die ersten beiden Kilometer deutlich oberhalb meiner angepeilten Pace gelaufen, das konnte ich dann am Ende nicht mehr aufholen, trotz langgezogenem Zielsprint.
In unserem Firmenteam sind alle sicher und gesund angekommen, die drei "Ersttäter" haben tolle Zeiten hingelegt und eine Teilnahme im nächsten Jahr nicht kategorisch ausgeschlossen :D