Zurück zum WK:
Es goss, wir schwommen im See und auf der Radstrecke, denn es kübelte so unglaublich, dass man teilweise nur ein paar Meter sah und durch tiefseeähnliche Pfützen fuhr.
Ich kurbelte mit 2.11 für die 90km eine der schnellsten Radzeiten (Schnellster dort und Gesamtsieger war der italienische Ex-Radprofi (ähem, räusper) Massimo Cigana), kam als 7ter oder 8ter auf die Laufstrecke und hatte: kein Problem.
Zumindest die ersten 7km, doch dann drückte es gewaltig, und ich rief meiner mich an der Laufstrecke begrüßenden Frau zu, dass ich bei meiner Rückkehr (waren ca. 1km) den Schlüssel für unser Zimmer bräuchte, denn das hatte etwas, was sie auf der Laufstrecke nicht hatten:
Eine Schüssel!
Oh, Mann, es war ein Desaster, die Details der Sprengung erspare ich Euch, aber immerhin legte ich noch eine kleine Crossfit-Einheit ein, denn selbstverständlich befand sich unser Zimmer ganz oben im dritten Stock.
Trotz allem kam ich mit einer 1.44 für den HM ins Ziel, doch leider auch mit fürchterlichen Bauchschmerzen.
Mir ging es, meiner Erinnerung nach, noch nie so übel nach einem WK, der Nachmittag und der Abend waren zum Vergessen.
Inzwischen weiß ich auch, dass der Kaffee das kleinere Problem darstellt: es war/ist die Milch, die mein System zum Durchdrehen brachte/bringt.
Denn nach einem weiteren Versuch dieses Jahr (allerdings ohne Sport an dem Tag) weiß ich, dass ein Espresso in Ordnung geht, aber eben kein Kaffee mit Milch.
Die Woche drauf stand Attersee auf dem Programm und auch da muss ich wieder mal ausholen:
Mein Tochter war gerade dabei ihren Führerschein zu machen und als fürsorgender, aber eben auch praktisch denkender Vater kaufte ich ihr einen älteren Benz Kombi (sie meinte zwar „So ein altes Auto?!“, aber ich fand, ein Auto mit ihrem Geburtsjahr könne unmöglich als alt bezeichnet werden).
Viel Blech, ausreichend, aber nicht zur viel Kraft und vor allem: Platz für mein Rad, wenn ich zu WKs fuhr.
Nun ja, meine Tochter was not amused…
Ich hatte hingegen zur Abwechslung einen Kombi, um zum WK nach Attersee zu fahren, wobei man da erst mal hinkommen muss.
Denn da meine Tochter sich weigerte, auch nur mal eine klitzekleine Probefahrt in dem Auto zu unternehmen (trotz Automatik!), beschloss ich, das Auto für einen symbolischen Preis meiner Schwägerin zu übergeben, die hatten nämlich gerade ein Autoproblem.
Daher fuhr ich samstags kurz bei ihnen in der Nähe von München vorbei, um ihnen das Auto zu zeigen, ihr Mann und sie waren angetan und ich wollte gerade losfahren, da meinte sie, irgendwas sähe da komisch aus, ob ich denn nicht genügend Luft im Reifen hätte?
Sie hatte recht, vorne rechts war zu wenig Luft drin, ich zur nächsten Tanke, den Reifen belüftet und gecheckt - und was fand ich da?
Ein kleines Schräubchen hatte sich als blinder Passagier heimlich reingedreht und wollte nicht mehr raus.
Das muss nichts Schlechtes sein, solange die Schraube sozusagen dicht hält, muss man halt regelmäßig Luft nachfüllen, bis Attersee würde das schon halten.
Mit ein paar Stops funktionierte das auch (übrigens interessant, dass man heute gar nicht mehr so einfach Luft nachfüllen kann, weil viele Tankstellen keine „Luftpumpen“ mehr haben, da ihnen die Dinger sofort weggeklaut werden), ich kam bei strömendem Regen in Attersee an.
Strömender Regen Mitte September bedeutet: Genau, kalt.
In Lindau und MUC war es schön und relativ mild gewesen, daher hatte ich nicht meine komplette Garderobe dabei und nun stand ich suboptimal bekleidet (für meine Verhältnisse) um halb fünf bei Dauerregen und Kälte wechselweise im Freien oder in einer Halle, die zwar trocken, dafür aber zugig war.
Anmelden konnte man sich noch nicht, die Pastaparty wurde nicht vorgezogen, warum wir (Martin als Salzburger war natürlich auch dabei) blieben, weiß ich nicht mehr genau, aber es waren 3,5h, die mich wieder mal an meine körperlichen Grenzen führen sollten.
Da ich bei Martin übernachtete, fuhren wir zurück nach Salzburg, wo mich völlig sinnlos der Gedanke überfiel, ob ich nicht lieber doch den Reifen wechseln sollte, denn wenn auf der morgigen Fahrt zum WK was passierte, wäre ich völlig umsonst hergefahren.
Zusammengefasst lässt sich sagen, es lassen sich zwischen 22.00 und 1.00 Uhr nacht sehr viel sinnvollere, schönere oder lustigere Dinge unternehmen, als zu versuchen einen Reifen zu wechseln, wenn sich herausstellt, dass das entscheidende Werkzeug fehlt, der Ersatzreifen keine Alu-, sondern Stahlfelge hat, so dass die Schrauben nicht passen und so weiter und so fort.
Dass ich am nächsten Morgen nach einer durchschwitzten Nacht völlig gerädert und verschnupft war, versteht sich von selbst, zum Glück ging der WK erst um 11.00 Uhr los und es hatte aufgehört zu regnen.
Nach einem misslungenen Versuch, vor dem WK noch ein paar Schlafminuten im Auto zu ergattern, sprangen wir in den mindestens als ‚frisch‘ zu bezeichnenden Attersee, waren zum Glück schon nach 1.000 Metern draußen, um aufs Rad zu hüpfen.
Dort ging die ersten 30KM nix & nada, Omi wäre sicherlich schneller gewesen, doch wie es so ist bei mir:
Sitzt mein Körper auf einem Rad, kommt irgendwann der Moment, in dem er sagt: „Ja, gut, wenn wir schon radeln, dann richtig!“
Sicherlich hat die zunehmende Sonne (vielleicht stamme ich ja direkt von einer Pflanze ab?) ihren kräftigenden Anteil daran gehabt, denn die restlichen 70km war nur Überholen angesagt. Auch das Laufen war ein Spaß und ich mit einem 12ten Platz (bei einem nicht konkurrenzfähigen Teilnehmerfeld) glücklich.
Attersee war also nicht umsonst gewesen, vor allem da ich dort von einem Wettkampf in Elba erfuhr, der total schön sein sollte (den hatte ich nämlich ursprünglich nicht auf meiner „Sieben auf einen Streich“-Liste gehabt, aber aufgrund des Ausfalls von Malterdingen MUSSTE ich ihn ja der Numerik wegen machen).
Die Woche darauf gabs kein Training (weil dann doch ein wenig erschöpft von der Attersee-Tortur), dafür regen Mailaustausch mit Marco, dem Veranstalter vom Elbaman, der mir mitteilte, es sei noch ein Platz frei.
Super, schnell ein sehr günstiges, sehr kleines Häuschen sieben Minuten von der Wechselzone und dem Meer entfernt gebucht und am Dienstag vor dem WK cruisten wir entspannt nach Elba.
Wie wunderschön ist es dort Ende September!
Die komplette touristische Infrastruktur für die Massen im Juli/August ist vorhanden, aber nur mit einem Bruchteil von Touristen bevölkert, sommerliche, aber nicht mehr übermäßig heiße Temperaturen, warmes Meer - eine Top-Empfehlung.
Und erst recht der WK: familiär, sympathisch, phantastische und anspruchsvolle Radstrecke.
Es gab nur ein kleines, aber dank Marcos Flexibilität lösbares Kuddelmuddel, da ich seit Jahren nicht mehr in einem Verein bin, der Italienische Triathlonverband das aber fordert, so dass ich mich seitdem Mitglied des USA Triathlon Verbandes nennen darf (das kann man nämlich online erledigen).
Nun zum Wetter:
Nach drei Hitze-WKs zu Beginn, hatte ich zwei Regen-WKs und einen halben Regen-WK hinter mir und mir zum Abschluss noch mal was Warmes gewünscht.
Mit den Wünschen ist es bei mir wie mit den Plänen: hehehoho, sprach das Leben.
Gut, also bei schwerstem Seegang morgens in die Bucht von Marina di Campo gestürzt, atemberaubende Momente erlebt und bei strömenden Regen auf die Radstrecke, die aus zwei Gründen anspruchsvoll ist:
1. Höhenmeter
2. Abfahrt
Während Ersteres kein Problem darstellt, warnen die Veranstalter ausdrücklich vor der ca. sieben KM langen technisch anspruchsvollen Abfahrt.
Darum war ich diese auch extra am Mittwoch abgefahren, um mich darauf vorzubereiten, allerdings bei strahlendem Sonnenschein.
Jetzt bei Regen verwandelte sich der trockene, aber sandige Boden in einen bemerkenswert schmierigen Belag, der bei der Abfahrt noch mit Blättern und Ästen optimiert wurde.
Denn die Abfahrt geht in zahlreichen engen Serpentinen vor allem durch Wald.
Inzwischen an dritter Stelle liegend entschied ich mich in einer scharfen Rechtskurve weder für richtig bremsen noch richtig einlenken und schrubbte folgerichtig Sekunden später ein wenig die Straße sauber, mit dem Effekt, dass meine ganze rechte Seite aufgeschürft war (ich dachte übrigens im Moment des Sturzes vollkommen absurd: „Oh, nein, hoffentlich geht meine schöne Skinfit-Hose nicht kaputt“). Noch dazu war meine Kette rausgesprungen (ich hasse diesen Kettenschmodder!), aber nach kurzer Inspektion schien sonst nix zu fehlen.
Nur in meinem Kopf war was weg:
Der „Zug“, also der Wille, hatte sich erst einmal zurückgezogen, so nach dem Motto „Nö, jetzt will ich auch nicht mehr, wenn Du nicht ordentlich abfahren kannst“.
Es hat sicherlich 15 bis 20 Minuten gedauert, bis ich wieder ins WK-Radeln kam, nur musste ich gemeinerweise noch mal die Abfahrt in der zweiten Runde runter, was ich dann auch wie auf rohen Eiern hinter mich brachte.
Trotzdem trudelte ich noch mit der viertbesten Radzeit in die Wechselzone ein, lief relativ locker auf die Laufstrecke, meiner Frau mitleidheischend meine schweren Wunden zeigend und trottete so dahin, immer schön meine Hose hochziehend und ein wenig unrund laufend, damit auch jeder meine Pein sah.
Inzwischen hatte es zu regnen aufgehört, aber nicht weil es zu Ende war, sondern weil man sich da oben zum finalen Abschuss sammeln wollte.
In der zweiten Runde fing es erst zu regnen, dann zu donnern, dann zu blitzen, dann zu schütten und dann alles auf einmal an.
Die Straßen verwandelten sich in Bäche, Flüsse, Meere, denn wie bei Kanalisation üblich drückt zu viel Wasser von oben irgendwann mal wieder von unten nach oben zurück.
Man wurde also von allen Seiten vollgemacht - und das während es direkt über uns apokalyptisch donnerte und blitzte.
Beim Laufen überholten mich nur zwei Leute, so dass ich mit einer mauen HM-Zeit als Siebter Gewinner meiner AK finishte, was mir eine praktische Laufjacke, ein sehr leckeres Elba-Bier und noch ein paar typisches Lebensmittel aus Elba bescherte.
Nach diesem fulminanten (in jeder Hinsicht) Abschluss war die erste, beschi**ene Hälfte 2013 vergessen, Elbaman 2014 schon gebucht (quasi Rechnung offen) und ich wieder ein glücklicher Triathlet.
Und das erste Mal hatte ich für 2014 keinen konkreten Plan …