Am Sonntag war es soweit: Frankfurt Marathon. Für mich mittlerweile schon das fünfte mal über die klassischen 42,2km Distanz. Die Vorbereitung verlief fast optimal und ich konnte bei allen wichtigen Einheiten die Tempovorgaben einhalten. Samstag kam dann auch so langsam die Anspannung vor dem Start, als man über die Marathon Messe schlenderte und bei der obligatorische Pasta Party in der Festhalle war. Hier sollte man dann am nächsten Tag auch wieder einen unvergesslichen Einlauf auf dem roten Teppich bekommen.
Bei meinen Marathon's vorher hatte ich meistens nie so wirklich einen Plan und bin oft nach dem Motto gelaufen: "Schauen wir mal was rauskommt"
Gestern aber hatte ich mir einen genauen Schlachtplan überlegt um ein möglichst optimales Rennen abzuliefern. Die angepeilte Zielzeit sollte 2:45h sein, was einem Tempo von 3:55min/km entspricht. Die ersten 10km wollte ich verhalten und etwas langsamer anlaufen, bis ich mal aus dem größten Läufergetümmel raus bin(es waren immerhin ~15.000 Marathonis am Start) und die Beine so langsam einen guten ökonomischen Rhythmus gefunden haben.Von Km 10-30 wollte ich etwas schneller laufen und am Ende dann einfach noch alles raushauen was der Körper noch so hergibt!
Nach einem kurzen einlaufen wollte ich mich 15min vor dem Start in meinen Laufblock einreihen um leider festzustellen das hier so viel los war, dass ich mich nicht ganz so weit vorne einreihen konnte wie ich wollte. Das hatte zur Folge das ich die ersten 3km mit Slalom laufen um die anderen Athleten herum beschäftigt war. Ab hier hatte ich dann genug Platz und konnte mich auf auf den eigenen Rhythmus konzentrieren. Bei Km 10 kam ich nach knapp über 39min durch, also soweit alles nach Plan. Jetzt kamen die Beine so langsam in einen Flow und das Laufen bereitete fast keine Anstrengung. Daher ab hier dann leicht das Tempo angezogen und lockeren Schrittes einen nach dem anderen Läufer eingesammelt. Die Temperaturen waren an diesem Tag hervorragend für einen schnellen Lauf, nur der starke Wind mit teilweisen heftigen Böhen kostete oft etwas mehr Kraft als ich wollte und ich hoffte das würde sich am Ende nicht rächen. Da ich zu diesem Zeitpunkt etwas schneller lief als die Läufer um mich herum konnte ich mich leider auch nicht im Windschatten eines Anderen verstecken. Die Halbmarathonmarke passierte ich nach 1:21:47! Bisher waren die Beine noch schön locker und ich spekulierte vielleicht doch etwas schneller als angepeilt ins Ziel kommen zu können, aber es lagen ja noch einige Kilometer vor mir. 40-50m vor mir befand sich eine größere Gruppe, bei der ich nach einigem Beobachten ein schönes gleichmäßiges Tempo feststellen konnte. Ich überlegte kurz meine 2 Optionen - Die nächsten Kilometer aufs Gas drücken und an die Gruppe heranlaufen und dann im Windschatten entscheidende Körner sparen oder lieber mein eigenes Tempo weiterlaufen. Ich entschied mich für die erste Alternative und erreichte bei Km 25 die Gruppe. Dies war auch der schnellste 5km Split in ~19:05. Zuerst hielt ich mich am Ende dieser Gruppe auf und versuchte die Kilometer so kraftsparend wie möglich zu absolvieren. Der kleine Zwischenspurt kostete zwar ordentlich Energie, aber ich glaube es war die richtige Entscheidung. Ich war nur etwas wütend auf mich, das ich es am Start vermasselt hab mich weiter vorne einzureihen. Bei diesen Bedingungen wäre es richtig gut gewesen direkt vom Start weg in dieser homogen laufenden Gruppe gewesen zu sein. Bei Km 30 ging es dann auf die Mainzer Landstraße 5km geradeaus zurück Richtung Innenstadt. In diesem Bereich hatten wir leichten Rückenwind und die Gruppe löste sich so langsam auf und auch ich konnte mich leicht nach vorne absetzen. Bisher hatte ich nur 2-3 Becher Wasser genommen, ab hier wollte ich dann an den restlichen Verpfelgubgsstellen jeweils einen Becher Cola nehmen um noch mal einen kleinen Schub zu bekommen! Bei Km 35 war ich noch genau auf Kurs für eine 2:44h. Als ich dann von der Mainzer Landstraße in die Innenstadt abbog hatte ich das Gefühl gegen eine Wand zu laufen, so stark bließ mir der Wind entgegen. Die restlichen Kilometer war es ein einziger Kampf gegen den Wind und die mittlerweile müden & kraftlosen Beine. Teilweise waren die Böhen so stark das man gefühlt keinen Meter vorwärts kam und musste teilweise aufpassen nicht gegen die Absperrung geweht zu werden wenn mal wieder eine Böhe von der Seite kam. So kam es leider dazu das ich Sekunde um Sekunde verlor. Die letzten 2 Kilometer kam der Wind dann noch mal permanent von vorne mit Böhen von bis zu 60kmh. Ich wünschte mir nur noch endlich in die Festhalle abbiegen zu können und den einmaligen Zieleinlauf von Frankfurt zu genießen.
Endlich war es dann soweit, der Kampf gegen den inneren Schweinehund ,der unermütlich ins Ohr flüsterte das es auch ok wäre langsamer zu laufen, war vorbei. Die Uhr blieb nach 2:45:43 stehen!
Ich bin sehr zufrieden mit dem Wettkämpf, vor allem unter diesen Bedingungen. Die meiste Zeit lief wirklich alles nach Plan.
Belohnt wurde ich heute mit einem höllischen Muskelkater und jeder Schritt fühlt sich so an wie gestern bei Km 40