Wer heute bei "Bürger" oder "Arzt" nur an Männer denkt, hat aus meiner Sicht ein beträchtliches intellektuelles Problem auf seiner Seite. Wenn nun in jedem Satz das "innen" drangehängt wird, fange ich irgendwie an, an Frauen und Männer separat zu denken. Ist das nicht eigentlich genau das, was nicht passieren sollte? Dass man anfängt zu unterscheiden? Auf mich wirkt das eher trennend, so nach dem Motto als sei das Geschlecht das wichtigste beim Bürger. Es ist eigentlich nur ein Merkmal bei Bürger und ich dachte, dies sei immer weniger wichtig. Irgendwie wird die Sprache versext.
Ich verstehe seit je her nicht, warum bestimmte Begriffe, Berufsbezeichnungen oder Bezeichnungen nur dem männlichen Geschlecht zugerechnet werden, aber vielleicht wird meine Tochter mir das irgendwann einmal erklären können. Meine Frau kann dies leider nicht.
Der Beamte
Der Friseur
Der Kunde
Der Polizist
Der Student
Der Arbeitnehmer
Der Arbeitgeber
Der Nichtschwimmer
tbc
Alles Begriffe, die von mir nie geschlechtsspezifisch aufgefasst bzw verstanden worden sind, sondern als reine Berufsbezeichnung (sozusagen geschlechtsneutral). Daher frage ich mich recht regelmäßig, ob man mit der ausdrücklichen Erwähnung der weiblichen Form irgendetwas hervorheben möchte bzw. was bei den Leuten nicht stimmt, die sich als Frau durch Kunde nicht ausreichend angesprochen fühlen. es geht sogar soweit, dass ich bei manchen Bezeichnungen trotz männlicher Form eigentlich immer Frauen vor Augen habe wie bei Friseur oder Kosmetiker oder Nageldesigner, weil diese in diesen Berufsfelder in meiner Lebenswirklichkeit das Bild bestimmen.
Interessant ist allerdings, dass insbesondere bei Leuten, die ansonsten sehr viel Wert auf das korrekte Gendern legen, beim Schimpfen auf bestimmte Stereotype in der Regel auf die weibliche Form verzichtet wird. Das finde ich bigott.
Ich denke Gleichberechtigung / Gleichstellung fängt im Kopf an und man wird es nie durch das Aufdrücken von Genderei, die aufgrund ihrer Zungenbrecherqualitäten und deutlicher Verschwurbelung der gesprochenen Sprache in den Alltagssprachgebrauch finden wird.
Oder kann sich jemand vorstellen, in einer emotional aufgebrachten Stimmung eine Wutrede zu halten und dabei korrekt zu Gendern?
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Ich will das jetzt nicht mit der Goldwaage bewerten, aber selbst ich alter Sack bin verwundert, wenn zum Mitarbeitertreffen geladen wird. Meine Tochter ärgert sich mehr über diese gedankenlose Ausgrenzung als ihre Mutter.
Beide wollen, vermutlich ähnlich wie deine, keine totale Umkremplung der Sprache, aber Männer führen sich schlimmer auf wenn sie sprachlich übergangen werden. ...
Natürlich will ich Gleichberechtigung, das brauche ich gar nicht zu diskutieren. Ich habe ja selbst 2 Töchter ;-) Ich halte es aber für vielversprechender, wenn man sich auf verteilungspolitische Themen und auf Chancengleichheit konzentriert und nicht auf Begriffe. Auf die Finger klopfen muss man in erster Linie, wenn Frauen weniger verdienen, weil sie Frauen sind. Oder wenn sie nicht die gleichen Chancen haben, weil sie Frauen sind. Ob sie sich dann mit "Liebe Mitarbeiter" angesprochen fühlen oder nicht, halte ich für zweitrangig.
Das schlägt längst weitere Kreise: in der SPD gibt es gerade so was wie Generationenkämpfe zwischen der jüngeren Führungsgeneration, die auf Identitätspolitik setzt und den "alten, weißen Männern", die auf wirtschaftliche Gleichheit setzen (kurz ausgedrückt).
Statt darüber zu diskutieren, ob man MitgliederInnen schreibt oder Mitglieder*innen oder Mitglieder und Mitgliederinnen oder Mitglieder:innen sollte man sich auf die Politik konzentrieren. Ich sehe die Gefahr, dass man sich an Begriffen abarbeitet und am Ende weniger rauskommt, als wenn man von "unten" ansetzt (Verteilungspolitik, Chancengleichheit).
Wikipedia - Beamtentum :
Die weibliche Form (falls unbedingt erforderlich) wäre nach meinem Empfinden dementsprechend gewesen :
Die Beamte
Nach meinem Empfinden wäre es der/die Beamtete.
Analog zu der/die Beatmete.
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