Hier offenbart sich erneut Deine Unkenntnis und Dein Desinteresse. Ratzinger ist nicht einfach irgendein Theologe...
Sondern seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist er eine der maßgebenden Lenker und Autoritäten des Katholizismus...
"Ein Atheist ist jemand, der die Religion ernst nimmt." (Paul Eßer)
Du machst das gut!
Mein Unglaube zeigt sich eher durch meine Toleranz gegenüber den Religionen. Ich lasse euch daher hier einmal eine Zeit lang alleine.
Mein Unglaube zeigt sich eher durch meine Toleranz gegenüber den Religionen. Ich lasse euch daher hier einmal eine Zeit lang alleine.
Es wurden Dir einige Fragen gestellt. Magst Du sie noch beantworten? Immerhin hast Du den aktiven Teilnehmern dieses Threads vorgeworfen, andere Meinungen kämen nicht zu Wort.
Meine letzte Frage an Dich war, welchen Kleriker aus der Mitte des Christentums Du für zitierfähig hältst?
dass die Juden sich nicht länger ihr Bündnis mit einem überlegnen Kriegsgott einbilden konnten.
Das ist ein interessanter Punkt, der von Christen üblicherweise verdrängt wird.
Wie konnte man einen allmächtigen Kriegsgott erklären, der von einer Horde Heiden besiegt wurde?
Die Lösung war, dass man kurzerhand behauptete, Jahwe selbst hätte Jerusalem zerstört, und zwar deshalb, weil die Juden nicht folgsam genug gewesen wären.
Zu finden ist diese erstaunliche Wendung an einigen Stellen der Bibel, besonders eindrucksvoll jedoch in den Klageliedern, Kapitel 2 und 3. Einige Auszüge:
Kapitel 2:
Ach, wie hat der Herr die Tochter Zion [Jerusalem] mit seinem Zorn überschüttet! Er hat die Herrlichkeit Israels vom Himmel auf die Erde geworfen.
Der Herr hat alle Wohnungen Jakobs ohne Erbarmen vertilgt
Er hat alle Macht Israels in seinem grimmigen Zorn zerbrochen, er hat seine rechte Hand zurückgezogen, als der Feind kam, und hat in Jakob gewütet wie ein flammendes Feuer, das alles ringsum verzehrt. 4 Er hat seinen Bogen gespannt wie ein Feind; seine rechte Hand hat er geführt wie ein Widersacher und hat alles getötet, was lieblich anzusehen war; im Zelt der Tochter Zion hat er seinen Grimm wie Feuer ausgeschüttet. 5 Der Herr ist wie ein Feind geworden, er hat Israel vertilgt. Er hat zerstört alle Paläste und hat die Burgen vernichtet; er hat der Tochter Juda viel Jammer und Leid gebracht. 6 Er hat sein eigenes Zelt zerwühlt wie einen Garten und seine Wohnung vernichtet.
Der HERR hat in Zion Feiertag und Sabbat vergessen lassen, und in seinem grimmigen Zorn ließ er König und Priester schänden [vergewaltigen]. 7 Der Herr hat seinen Altar verworfen und sein Heiligtum entweiht.
Er hat ohne Erbarmen zerstört, er hat den Feind über dich frohlocken lassen und hat die Macht deiner Widersacher erhöht. (Klagelieder, Kapitel 2)
Kapitel 3:
Wir, wir haben gesündigt und sind ungehorsam gewesen, darum hast du nicht vergeben. 43 Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt und ohne Erbarmen getötet. 44 Du hast dich mit einer Wolke verdeckt, dass kein Gebet hindurchkonnte. 45 Du hast uns zu Kehricht und Unrat gemacht unter den Völkern. (Klagelieder 3, 42-45)
Deine Absicht ist nicht der Diskurs, sondern die Freude daran, andere Teilnehmer abzuwerten, indem Du suggerierst, sie wären nicht tolerant.
Kein Wissenschaftler würde jemals sagen, der Diskurs verschiedener Ansichten hätte etwas mit "Toleranz" zu tun. Als wäre es ein Kriterium, dass man jemanden "seinen Glauben lassen" würde. Sondern es werden Argumente ausgebreitet und diskutiert.
Auch ein gläubiger Christ kann die Frage untersuchen, ob Moses tatsächlich gelebt hat oder eine legendarische Erzählform darstellt. Wenn er das nicht kann, dann ist er bei einer solchen Debatte am falschen Ort.
Wenn es für Dich eine Frage der Toleranz ist, dann kannst Du nicht sinnvoll an einer intellektuellen Debatte über das Christentum teilnehmen. Dann bleibt es bei plumpen Glaubensbekenntnissen, die keiner Begründung bedürfen.
Man kann eine Argumentation nicht dadurch diskreditieren, dass man behauptet, allein das Vorbringen eines Arguments wäre ein Zeichen mangelnder Toleranz.
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Den Protestantismus hattest Du als eine weitere Wende bereits erwähnt. Seither gab es weitere bedeutende Wendungen. Bei den Katholiken seit 1960, bei den Protestanten zwei Generationen früher, wird Gott/Jesus mit Nächstenliebe oder ganz allgemein mit Liebe identifiziert. Betrachtet man die Geschichte des Christentums als Ganzes, ist das eine spektakuläre Wendung des Glaubens in ihr ursprüngliches Gegenteil. Weder im Glaubensbekenntnis, noch in den 10 Geboten ist von Liebe die Rede. Das Wort kommt darin nicht vor.
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Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass von Menschen heute keine Gehorsamspflicht und keine Gehorsamseide mehr erwartet werden, ausser bei der Armee. Autoritäten müssen in der Regel funktional, demokratisch oder sachlich begründet sein, nicht per Vorrecht der Geburt und die Menschen erleben sich subjektiv als freie, selbstbestimmte Personen.
Insofern rückt auch beim Gottesglaube statt Autorität / Gehorsam mehr die Fürsorge / Liebe ins Zentrum sowie statt des Trennenden und der Unterordnung die spirituelle Einheit mit Gott (und dem Nächsten) in der Liebe.
Es wurden Dir einige Fragen gestellt. Magst Du sie noch beantworten? Immerhin hast Du den aktiven Teilnehmern dieses Threads vorgeworfen, andere Meinungen kämen nicht zu Wort.
Meine letzte Frage an Dich war, welchen Kleriker aus der Mitte des Christentums Du für zitierfähig hältst?
O.k., O.k.
Ein von mir geschätztes Zitat eines Augustinermönch und Theologieprofessor:
Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.
(Martin Luther)
Aber biegt hier die Argumentation nicht erneut in Richtung der Gläubigen ab? Die Gläubigen sind doch gar nicht das vorderste Ziel der Religions-/Kirchenkritik.
Das liest sich im weiteren anders:
Zitat:
Zitat von Jörn
Das mag kompromisslos wirken. Ich finde vor allem problematisch, dass gläubige Menschen in einer Art "Scheinwelt" gehalten werden, in der sie nicht mit Kritik konfrontiert werden. Das löst jedoch kein Problem, sondern erzeugt es. Deswegen bin ich eher dafür, auch Laien gegenüber nach bestem Kenntnisstand zu argumentieren.
Zitat:
Zitat von Jörn
Die Frage ist doch eher, woher kommen die Glaubensinhalte? Irgendwer muss doch mal behauptet haben, der ganze Mumpitz wäre wahr. Hier liegt doch der Grund für Kritik — nicht bei den armen Opfern, die darauf hereingefallen sind.
Zitat:
Zitat von Jörn
...Natürlich gibt es die Ebene der sprichwörtlichen gläubigen Tante, die rein gefühlsmäßig urteilt und über keine größere Kenntnis des religionskritischen Diskurses verfügt.
Merkst Du, wie Deine Wortwahl Gläubige Menschen abwertet, sie als unbedarfte Opfer, Laien ohne ausreichende Kenntnis, etc. darstellt? Und kannst Du Dir wirklich nicht vorstellen, daß Menschen aus der Religion für ihr Leben positives Schöpfen und dies auch brauchen, und das auch ohne besondere Beachtung von amtskirchlichen Dogmen tun? Woher nimmst Du die Überzeugung, ihnen diesen Glauben wegnehmen zu müssen? Worin unterscheidet sich Deine Haltung vom Missionar, der hofft, Dich zu Jesus zu bringen? Man kann und soll doch die Kirchen und deren übereifrige Dogmatiker kritisieren, ohne die Gläubigen, (denen oft die von Dir kritisierten Themen relativ fern, oder zumindest nicht zentral sind) von ihrer Religion befreien zu müssen.
Bei islamistischen Terroristen oder auch Alltags-Salafisten wird immer gemahnt, man soll nicht "den Islam" oder "die Moslems" generell anklagen. Kann man nicht mit dem gleichen Maßstab den alltäglichen christlichen Glauben von kirchlichen Dogmen und deren unangebrachten Versuchen, ins Leben der Menschen einzugreifen, trennen?
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)