Sinkende Preise durch Ökostrom?
Experte rechnet mit günstigerer Stromerzeugung – aber teureren Netzen
Der Ausbau von Wind- und Solarenergieanlagen wirkt sich an der Strombörse bereits auf den mittelfristigen Preis aus.
Erneuerbare Energien werden die Strompreise nach Experteneinschätzung zunehmend dämpfen. „Je mehr erneuerbare Energieanlagen mit ihren günstigen Preisen im Stromsystem sind, desto seltener bestimmen teure Gaskraftwerke im Großhandel den Strompreis“, sagte der Strommarktexperte Fabian Huneke von der Denkfabrik Agora Energiewende der Deutschen Presse-Agentur.
Bereits jetzt würden die Erneuerbaren den künftigen Strompreis senken. „Man sieht an der Strombörse ganz klar: Für Lieferungen in einigen Jahren sind die Terminmarktpreise deutlich geringer.“ Wenn man etwa aktuell Strom vorbestelle für das nächste oder übernächste Jahr, werde der Strompreis im Großhandel umso niedriger, je länger die Lieferung noch entfernt liege. „Das kann man ganz klar zurückführen auf den Einfluss der erneuerbaren Energien, weil der Strompreis deutlich unterhalb der Entwicklung der Preise von fossilen Brennstoffen oder der CO2-Preise liegt.“
Huneke erinnerte an einen weiteren preissenkenden Effekt: den Wegfall der Ökostromumlage (EEG-Umlage) im vergangenen Jahr. Er sei durch die steigenden Strompreise im Zuge der Energiekrise allerdings weitgehend überlagert worden. „Aufgrund der Preissteigerungen haben wir den Effekt gar nicht mitbekommen“, sagte der Experte. Die Ökostromumlage in Höhe von 3,72 Cent je Kilowattstunde zur Förderung der erneuerbaren Energien war zum 1. Juli 2022 auf Null gesenkt worden, um die Stromkunden zu entlasten.
Auf der anderen Seite erwartet Huneke einen preiserhöhenden Effekt durch die steigenden Netzentgelte für die Stromverteilnetze auf regionaler Ebene. Diese streng reglementierten Nutzungsgebühren für die Leitungen werden von den Netzbetreibern über die Stromrechnung auf die Stromverbraucher umgelegt. „Die Elektrifizierung mit dem Anschluss von Elektroautos und Wärmepumpen, aber auch die zunehmende dezentrale Erzeugung von Strom in Solar- und Windkraftanlagen benötigen eine leistungsfähige Infrastruktur“, erklärte der Experte. Für die Energiewende brauche man eine Investitionsoffensive in die Netze.
Im ersten Halbjahr lag der durchschnittliche Strompreis für Haushalte laut Energiewirtschaftsverband BDEW bei 46,27 Cent je Kilowattstunde. Mit 9,52 Cent entfiel davon rund ein Fünftel auf die Netzentgelte. Laut den Vergleichsportalen Check24 und Verivox steigen die Netzentgelte im kommenden Jahr bundesweit um durchschnittlich elf Prozent. In einigen Bundesländern werden sie demnach aber auch zurückgehen, etwa in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern.
Die Entwicklung der Strompreise in diesem Winter sei weiterhin stark von den Preisen für Erdgas abhängig, so Huneke weiter. Bei den Erdgaspreisen komme es darauf an, wie kalt es werde und ob beispielsweise die Kernkraftwerke in Frankreich zuverlässiger liefern als im vergangenen Winter.
Und hier noch eine Nachricht für die Freunde der gut abgehangenen Kernenergie und ihre Hoffnung auf neue Technologien, die angeblich so sicher und unschlagbar billig seien...
Uuups:
"NuScale announced Wednesday it’ll quit a U.S. Department of Energy project of building a carbon-free power plant with its reactors.
NuScale, the only company whose small modular reactor design has earned certification from the U.S. Nuclear Regulatory Commission, entered an agreement in 2015 between the Department of Energy and the Utah Associated Municipal Power Systems. ...
...The project’s collapse was precipitated by rising interest rates and inflationary pressures “that have not been seen for more than 40 years,” according to NuScale. Inflation caused the prices of several component parts to increase by as much as 106% in some cases.
As a result, the project’s cost had increased 75%, to $9.3 billion, and the cost of power had gone up by 50%. Some communities also pulled out of commitments to buy power from the new reactors, which are set to go operational in 2030."
Man darf aber nicht unterschlagen dass auch bei der Förderung von Kohle nicht ganz unerhebliche Methanmengen freiwerden. Auch ohne LNG-Schiffe sind Förderung und Pipelines nicht leckagefrei, wieder Gas aus Russland kaufen ist ökologisch auch nicht der riesen Sprung nach vorne.
Selbst aus ehemaligen Gruben entstehen nicht unerhebliche Mengen Grubengas. Im Ruhrgebiet versucht man das zunehmend zu nutzen. Lange wurde das einfach nur rausgelüftet was wahrscheinlich in anderen Ländern auch überwiegend passiert. Steinkohle ist ja mittlerweile auch ausschließlich importiert.
Man darf aber nicht unterschlagen dass auch bei der Förderung von Kohle nicht ganz unerhebliche Methanmengen freiwerden. Auch ohne LNG-Schiffe sind Förderung und Pipelines nicht leckagefrei, wieder Gas aus Russland kaufen ist ökologisch auch nicht der riesen Sprung nach vorne.
Die Emissionen von Kohle sollten bei einem seriösen Vergleich mit drin sein, LNG scheint da trotzdem Nachteile zu haben. Natürlich ist Gas aus Russland keine riesen Sprung nach vorne, aber LNG ist ein beträchtlicher Schritt rückwärts. Da ein Großteil von Verlusten mit den langen Transportwegen zu tun hat (auch bei Steinkohle aus Kolumbien sind die Transportemissionen nicht zu verachten), wäre immer die lokale Förderung von Energieträgern am effektivsten - also wäre der richtige Schritt nach vorne die Gasvorkommen auf deutschem Gebiet als erstes zu erschließen und auszuschöpfen, bevor man LNG aus USA oder pipeline-Gas aus Russland holt, solange man eben Gas braucht. Wenn schon teuer, dann zumindest mit geringerem Klimaeffekt. Aber das ist ja NIMBY, egal wie rational es wäre.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Da ein Großteil von Verlusten mit den langen Transportwegen zu tun hat […], wäre immer die lokale Förderung von Energieträgern am effektivsten - also wäre der richtige Schritt nach vorne die Gasvorkommen auf deutschem Gebiet als erstes zu erschließen und auszuschöpfen, bevor man LNG aus USA oder pipeline-Gas aus Russland holt, solange man eben Gas braucht.
Kürzlich hörte ich aus dem konservativen Lager das exakte Gegenteil:
Das einzig Sinnvolle sei es, die eigenen fossilen Brennstoffe im Boden zu lassen und stattdessen auf dem Weltmarkt fossile Energieträger wegzukaufen. Diese würden nämlich so oder so ihre Abnehmer finden und in der Atmosphäre landen, da sie auf dem Weltmarkt gehandelt würden. Wirklich etwas für’s Klima tun könnte man nur, wenn man die eigenen fossilen Energieträger im Boden lässt. Der bekannteste Vertreter dieser Auffassung ist Hans Werner Sinn.
Kürzlich hörte ich aus dem konservativen Lager das exakte Gegenteil:
Das einzig Sinnvolle sei es, die eigenen fossilen Brennstoffe im Boden zu lassen und stattdessen auf dem Weltmarkt fossile Energieträger wegzukaufen. Diese würden nämlich so oder so ihre Abnehmer finden und in der Atmosphäre landen, da sie auf dem Weltmarkt gehandelt würden. Wirklich etwas für’s Klima tun könnte man nur, wenn man die eigenen fossilen Energieträger im Boden lässt. Der bekannteste Vertreter dieser Auffassung ist Hans Werner Sinn.
Wie absurd ist das denn? Die Verfechter des freien Marktes, der nun mal höhere Nachfrage durch höheres Angebot nachregelt, wollen mir ernsthaft weismachen, dass dieser Mechanismus bei Kohle und Öl nicht funktioniert?
Für wie blöd hält der Typ uns eigentlich?
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Wenn Ihr alle die Zeit, die Ihr hier im Forum vertüdelt, fürs Training nutzen würdet...