Mein dritter Start auf Sylt, 2019 bin ich geplatzt,
in Top Form war ich 2012.
Schon seit Sommer sind der postman, mein Ötillöpartner, und ich zum Syltlauf verabredet, bei den beiden vorherigen Starts war er auch dabei. Mein Ziel also ganz klar: gucken, ob wir so einigermassen synchron laufen können, die Gesamtstreckenlänge ist ja mit Ötillö Göteborg sehr vergleichbar. Gute Idee, also, noch dazu in einmalig schönem Ambiente.
Unsere Voraussetzungen konnten unterschiedlicher nicht sein: postman leistete sich ein Wellnesswochenende mit Gattin im Spitzenhotel, ich entschied mich für hit and run, das Auto braucht am Sonntag morgen nicht lange nach Niebüll (Übrigens, wenn man zockt und gut drauf ist: der letzte Läuferbus von Westerland zum Start wartet auf den Zug, der um 08:31 h Niebüll verlässt, das ist dann richtig cool. Von HH aus macht das durchaus Sinn,
den guten alten Tuntenexpress gibt es ja leider nicht mehr (Ich bin nicht sicher, ob man im Zeitalter der political correctness noch solche Begriffe verwenden darf, aber er hieß nunmal so). "Fahr früher, ich lade Dich zum Frühstück ins Hotel ein." Totaler Schwachsinn, wer will schon dick frühstücken und dann den Syltlauf machen, 33,333 km? Niemand. Bescheuert. Klar, bin dabei.
Aus baulichen Gründen wurde heuer das erste Mal (Syltlauf Nr. 40) die Laufrichtung umgekehrt und man läuft nun von Nord nach Süd. Neue Optik, also. Und nun der heutige extreme Anfängerfehler: wir sind schon auf dem Weg zum Bus, da fröstelt es mich leicht und ich gehe zurück, die Laufhandschuhe holen. Super Idee. Die ersten zwei km ist alles prima, dann sickert endlich eine alte Weisheit von Peter Greif in mein Hirn: "Am Start musst Du leicht frieren." Es geht 2 km, da wird es warm. Drei Schichten oben, warme Mütze, sehr warme lange Hose, Handschuhe. 9°C, teilweise sonnig. "In Westerland kannst Du meiner Frau Sachen geben." Das sind noch 15 km. Der Horror. Aber eben, irgendwann (Lister Weststrand. Kein Genuss. Westerheidetal. Kein Genuss. Kampen. Kein Genuss. Weningstedt. Kein Genuss. Brandenburger Strand. Kein Genuss.) ist endlich die Promenade erreicht.
Gott sei Dank. Jacke und Handschuhe bin ich los. Der Ärger ist aber immer noch da, denn ich bin eigentlich auf das Wetter vorbereitet, kurze Hose wäre völlig ok gewesen, nach 2 km ist man warm, aber eben: sich stellen.
Kurz nachdem der postman noch bei seiner Frau den Dicken gemacht hat, platzt er. Nachdem wir am Start noch einen Matchplan gemacht haben, 33,333 km sub 3 h, das sollte ja wohl gehen, und dann erfuhren, dass die Strecke nun 34,5 km ist, haben wir einfach die Pace angepasst aber er jammerte von Anfang an und mein Angebot, doch erheblich langsamer zu laufen, Hauptsache synchron, lehnte er ab. Schönen Dank auch. Hinter Westerland schickte er mich dann weg. Auf der zweiten Hälfte habe ich ihm dann noch 30 min eingeschenkt. Tja. Da gibt es noch Arbeit, wenn wir nicht gleich laufen und gleich schwimmen, werden wir in Göteborg nicht ins Ziel kommen.
So allein gelassen tue ich dann, wofür ich gekommen bin: laufen. Geht eigentlich ganz gut, büschn einsam aber na ja. Das gute an dem Getrödel der ersten Hälfte ist ja, dass ich den Rest der Strecke nur noch Lücken zulaufen darf, viel besser, als immer durchgereicht zu werden. Bei Rantum treffe ich dann noch eine Clubkameradin, die das zweite Photo geschossen hat.
Nette Überraschung im Ziel: für jeden eine Auster. Nee, keine Sylt Royal, sondern diese wunderbar designte Medaille:
Im Anschluss kapere ich das fremde Luxushotelzimmer für eine Dusche, einen Imbiss gibt es auch noch.
Fazit:
Laufen geht noch, das eigentliche Zeitziel hätte ich allein oder mit anderem Partner locker erreicht. Darum ging es aber nicht, es ging darum, es gemeinsam zu erreichen. Tja. Der Schlüssel heisst Arbeit, wie ich andernorts mal schrieb. Ansonsten: auf Sylt war es geil wie immer, auch wenn ich nicht lange blieb. Allein der Heideduft, die Salzluft, ... hach! Ich will zurück. Schnell. Oh, da sehe ich ... was ist das? Eine Einladung in den Benen Diken Hof, Juli? Klar. Komme ich. Ganz sicher.
Heute mal Schwimmhalle.