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Alt 10.12.2018, 15:39   #58
repoman
Szenekenner
 
Registriert seit: 08.02.2009
Beiträge: 868
Fortsetzung:

Sonntag – Wettkampftag
Um 4:45 Uhr ging der Wecker, wach war ich aber sowieso schon. Es hatte morgens 10 Grad, gefühlte 5-7 Grad laut Wetterdienst, im Tagesverlauf sollten die Temperaturen auf bis zu 15 Grad steigen. Ich hatte schlecht geschlafen, was vor dem Wettkampf ja nicht ungewöhnlich ist, und mir gingen in der Nacht alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich überhaupt an den Start gehen sollte. Das Meer kam mir nach dem Todesfall noch bedrohlicher vor als es eh schon war und die kalten Temperaturen taten ihr übriges. Kalt mag ich nicht, ich mag es eher warm, meinetwegen auch sehr warm. Dazu kamen noch einige weitere Dinge/Umstände die mir durch den Kopf gingen, so dass ich kurz davor war nicht an den Start zu gehen. (dachte dabei auch an Arne und IM Vichy).

Mein Kumpel war inzwischen dabei die letzten Vorbereitungen zu treffen und ich dachte an alle, die zu Hause den Wettkampf verfolgen würden und mir die Daumen drücken. (Familie, Freunde, Kollegen usw.) Schließlich habe ich dann beschlossen die negativen Gedanken auszublenden und einfach die letzten Sachen zu packen und zum Strand zu gehen. Unser Hotel war ca. 800 m vom Start entfernt und in der Wechselzone haben wir dann unsere Zeitfahrboliden final wettkampfbereit gemacht, als die Lautsprecherdurchsage kam, dass aufgrund der Wasser- u. Lufttemperatur (15 und 10 Grad) nur 1500 Meter geschwommen wird. Ich gebe zu, dass ich als eher schwacher Schwimmer etwas erleichtert war, aber auch fast alle mit denen ich gesprochen hatte (auch gute Schwimmer) waren der Meinung, dass es die richtige Entscheidung war.
Das Schwimmen war nicht gut, verlief für mich aber zufriedenstellend, da ich das Schwimmtraining die letzten beiden Jahre mehr oder weniger habe ausfallen lassen. Im Gegensatz zu meinem anderen Training, habe ich mir mein Schwimmtraining nicht notiert, aber mehr als 12 mal war ich dieses Jahr bestimmt nicht im Wasser. Nächste Saison wird sich das ändern!

Mein erster Wechsel war unterirdisch! Ich habe dort tatsächlich 11:49 min verbracht (besonders fixe Athleten hatten das in 3-4 min geschafft!) und war dabei nicht auf Toilette! Keine Ahnung wie ich das hinbekommen habe, ich war wohl völlig konfus. Nachher beim Laufen musste ich einige Male daran denken und hatte mir schon ausgemalt, deswegen vielleicht die Quali versaut zu haben.

Auf dem Rad war es zunächst ziemlich kühl, aber ich hatte mich ordentlich vor der Kälte geschützt. Unter meinem Wettkampfeinteiler trug ich ein Windblock-Unterhemd, außerdem Armlinge und ! Handschuhe.
Wir mussten kurz nach dem Radstart zunächst durch eine neutralisierte Zone von einem Kilometer in der Überholverbot herrschte. Das galt für jede Runde in jede Richtung. Wie wir vorher schon befürchtet hatten, haben sich einige natürlich nicht daran gehalten, was ärgerlich war.
Es ging zunächst mit ordentlich Rückenwind aus der Stadt heraus und um es einfach zu sagen, hatte man 90 km Rückenwind und 90 Kilometer Gegenwind….verteilt auf 3 Runden. Zurück in die Stadt gegen den Wind war es gefühlt immer härter, auch wenn man sich an seine Wattvorgaben gehalten hat, weil man auf der flachen Strecke das Gefühl hatte nicht vorwärts zu kommen. Die Strecke hatte pro Runde 2-3 Buckel, auf die ich mich immer gefreut habe, insgesamt hatten mein Kumpel und ich ziemlich übereinstimmend ca. 870 Hm auf der Uhr.

Nach 5:29 Std. hatte ich das Radfahren hinter mir, konnte die Zeit aber nicht richtig einordnen. In Hamburg war ich eine halbe Stunde schneller und daher war die Zeit gefühlt erst mal nicht besonders gut, obwohl ich hier im Durchschnitt 2 Watt mehr als in Hamburg getreten habe. Im nachhinein war es die drittbeste Zeit in meiner AK und daher in Ordnung.

Der Wechsel zum Laufen ging dann recht zügig und der Marathon begann erst mal zäh. Aber das Gefühl kannte ich und hat mir daher auch keine Sorgen bereitet. Ich hatte meinen Kumpels zuhause schon „angedroht“ von Anfang an auf Attacke zu gehen, auch auf die Gefahr, dass ich hochgehe. Hawaii-Quali oder Notarzt war die Devise. Mir war klar, dass ich nur eine Chance auf die Quali haben würde, wenn ich einen Marathon in 3:35 – 3:30 laufe, letztendlich wurden es 3:31 Std. Die Laufstrecke hatte einen Hügel und es war wie auf dem Rad, erst hatte man Rückenwind und dann musste man gegen den Wind zurück in die Stadt. Nachdem ich mich bei den letzten vier Langdistanzen im Marathon jedes Mal übergeben musste, blieb mir das diesmal glücklicherweise erspart. Der Wechsel der Verpflegung auf dem Rad und der Verzicht auf Gels hatte sich damit ausgezahlt.
Am Ende hat es zur Hawaii-Quali gereicht und ich habe es geschafft als Dritter in der AK aufs Podium zu kommen. Insgesamt gab es 4 Slots in der AK 55. Meine Gesamtzeit war 9:49:11 mit folgenden Splitzeiten: Swim (1500 m) 33:37 min; Rad 5:29:04; Lauf 3:31:24.

Am Montag war Siegerehrung und Slotvergabe und selbstverständlich habe ich es sehr genossen, schließlich habe ich mich zum ersten Mal für die WM in Hawaii qualifiziert.
Nach der Slotvergabe hat sich etwas zugetragen aus dem ich noch immer nicht richtig schlau werde. Es kam eine Brasilianerin zu mir und fragte mich, ob sie ein Selfie mit mir machen dürfe, ihr Mann/Freund in Brasilien sei ein großer Fan von mir. Ich habe versucht ihr klar zu machen, dass das nicht sein könne, aber sie bestand auf ein Foto. Da mir eine weitere Diskussion zu anstrengend und blöd vorkam und ich keine Zeit hatte, schließlich musste ich zur Registrierung für Hawaii , hat sie ihr Selfie gemacht.
Nachher war für mich die einzig vernünftige Erklärung, dass ich „Opfer“ einer Verwechslung mit Laurent Jalabert wurde. Er wurde kurz nach mir aufgerufen um seinen Hawaii-Slot zu bestätigen. Ich würde jetzt nicht sagen das wir zum verwechseln ähnlich aussehen (er trägt im Gegensatz zu mir Vollbart) aber wir haben in etwa die gleiche Statur, grau melierte Haare und eine ähnliche Brille.

Letztendlich hat sich die Reise nach Argentinien für mich natürlich absolut gelohnt, da ich mir hier meinen sportlichen Traum erfüllen konnte. Ich betone hier sportlicher Traum, nicht mehr und nicht weniger.
Meinem Kumpel, bei dem es leider nicht optimal lief, bin ich zu großem Dank verpflichtet, ohne ihn wäre ich nicht in Argentinien am Start gewesen.
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