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Alt 13.01.2019, 15:13   #28
Rälph
Kona-Finisher
 
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Registriert seit: 02.07.2009
Beiträge: 4.046
Ein Jahr Brazilian Jiu Jitsu – Zeit für ein Zwischenfazit!

Zunächst einmal ein bisschen Theorie. Im BJJ gibt es insgesamt fünf Gürtel (gewisse Ehrengürtel einmal außen vor gelassen): weiß, blau, violett, braun, schwarz. Die Gürtel werden zusätzlich mit bis zu vier kleinen Querstreifen aufgewertet. Um von einem Gürtel zum nächsten zu gelangen, benötigt man in der Regel zwei bis drei Jahre, je nach Talent, Trainingshäufigkeit usw. Die Gürtel und Streifen werden vom zuständigen Schwarzgurt, dem Professor und Trainer, verliehen. Es gibt keine Prüfungen, sondern es wird der Gesamtprozess gesehen. Die Verleihungen sind immer eine tolle Sache und ein riesen Erfolg für die Sportler. Ich selbst habe es im vergangenen Jahr geschafft, zwei Streifen auf meinen weißen Gürtel zu bekommen. Lustig, dass mir einmal ein Streifen Klebeband derart viel bedeutet. Aber ich habe sie mir auch hart verdient! Ich habe in den letzten zwölf Monaten viel gelernt und auch ein paar Verletzungen davon getragen. Das Schlimmste war eine gebrochene Rippe, der Rest waren eher Kleinigkeiten.

Nun aber zur eigentlichen Ausgangsfrage: Wie verhält es sich mit dem Kampfsport in Bezug auf das Laufen bzw. den Triathlon? Das ist nicht einfach zu beantworten, denn die Entwicklung war ganz anders, als gedacht. Was als Zusatzsport aus Neugierde begann, hat sich zu einer neuen Leidenschaft entwickelt. Nie hätte ich gedacht, dass es einen Sport geben könnte, der sich zwischen meinen geliebten Ausdauersport und mich zwängen könnte. Aber BJJ ist einfach toll! Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit – hier ist alles dabei. Und über allem steht die gleichermaßen anspruchsvolle wie effektive Technik. Ein Ozean an Möglichkeiten und ich stehe gerade nur bis zu den Knöcheln im Wasser. Das Laufen ist im vergangenen Jahr bei mir immer mehr in den Hintergrund gerückt, bis es am Ende nur noch ein- maximal zweimal die Woche stattfand. Trotzdem war meine Form nicht wirklich schlecht. Als Triathlet hatte ich viele sehr fitte Sportfreunde und kannte darüber hinaus viele unfitte Menschen aus meinem Umfeld. Da kommt man leicht zu der Falschannahme, dass es besonders die Ausdauersportler sind, die richtig was drauf haben. Aber jeder, der einmal bei einem „freien Rollen" (Sparring im BJJ) von z.B. 5 x 5Min. mitgemacht hat, der wird bemerken: Die Kampfsportler sind richtig fit und echte Maschinen.

Inzwischen laufe ich wieder etwas mehr. Erst jetzt, nach einem Jahr, bin ich etwa dort, wo ich von Anfang an sein wollte. Ein kämpfender Läufer oder umgekehrt…egal. Mein Körper hat ein Jahr gebraucht, um sich an die Belastung auf der Matte zu gewöhnen. Ich hatte zunächst verschiedene Wehwehchen, die das Laufen doch ziemlich eingeschränkt haben. Besonders haben mir die Füße geschmerzt (an den Grundgelenken der Zehen) und oft hatte ich einen krassen Muskelkater und diverse Verspannungen. Dazu kam, dass ich phasenweise auch gar keine Lust auf Ausdauersport hatte, da es mir schlicht zu langweilig war. Ich kann hier nichts mehr dazu lernen. Wenn ich besser werden will, dann muss ich mehr und/oder härter trainieren. Beim BJJ ist das anders. Hier verbessert man sich in erster Linie durch bloßes Wissen und dessen Umsetzung. Im Moment genieße ich beide Sportarten. Den Ausdauersport, bei dem man einfach mal seine Gedanken schweifen lassen kann, nichts groß denken und auch „nichts“ können muss. Und das BJJ, das einem sowohl körperlich als auch geistig enorm viel abverlangt. Oft fühle ich mich beim Erlernen von Techniken und Bewegungen total überfordert, man kommt sich vor wie ein Depp aber freut sich dann riesig, wenn eine Sache mit der Zeit doch immer besser wird. Gelegentlich kommt es mir vom koordinativen Anspruch vor, also müsste ich tanzen lernen.

Ich bin am überlegen, ob ich 2019 wieder den Zugspitz Ultra laufen soll. Erstens habe ich da noch eine kleine Rechnung offen (2017 war ich da m.M.n. deutlich unter meinen Möglichkeiten) und zweitens möchte ich mein sportliches Profil wieder etwas schärfen. Ich mache wirklich verdammt gerne BJJ, aber es ist nicht so, dass ich da auch nur ansatzweise etwas zu melden hätte. Ich bin in diesem Sport, trotz meiner Ringererfahrung aus der Jugend, ein absoluter Nobody und bekomme viel Dresche. Wenn man die Techniken nicht kennt, dann kann man sie auch nicht abwehren, d.h. man wird von den guten Leuten einfach zusammengefaltet. Man kann sich als Laie nicht vorstellen, wie stark ein Jiu Jitsu Kämpfer ist. Im Grunde ist dieser Sport eine gefährliche Waffe; eigentlich bräuchte man dafür Zulassung – zum Glück sind alle im Club total nette Leute. Hilfsbereit, rücksichtsvoll und ohne jegliche Angebereien. Es kommt nicht auf den kulturellen oder nationalen Hintergrund an. Es ist egal, wie viel jemand verdient oder welchen Beruf er ausübt (obwohl sich speziell beim BJJ viele gut ausgebildete Leute und Studenten tummeln). Auf der Matte sind alle gleich. Triathlontypische Materialtalks fallen hier natürlich komplett weg. Man braucht keine Ausrüstung für tausende von Euro. Man kann sich keinen Erfolg, auch nicht den geringsten, kaufen und auch keinen Eindruck mit tollen Sachen schinden. Hier geht es nur um Techniken, um Chokes, Hebel, Bewegungsmuster und Bewegungsprinzipien, die Verknüpfung der ganzen Sachen und der Entwicklung eines eigenen und effektiven „Spiels". Grandios!!!
Falls also jemand Lust hat, mal etwas Neues zu testen. BJJ ist geil! Ich bereue keine Sekunde, das gestartet zu haben. Ich bereue höchstens, dass ich es so spät gemacht habe. Mein erstes wirklich großes Ziel: Blaugurt werden. Ich denke, dass ich diesen, vielleicht, im Laufe des Jahres 2020 bekommen könnte.
Einen wirklichen Nutzen für den Ausdauersport sehe ich allerdings nicht. Außer, dass es helfen kann, von dem tumben Gedöns etwas wegzukommen.
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