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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Syntace Number Nine: leider geil!
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Alt 19.05.2013, 22:56   #1
sybenwurz
triathlon-szene.de Autor
 
Benutzerbild von sybenwurz
 
Registriert seit: 05.01.2007
Ort: Puy la Clavette
Beiträge: 37.721
Syntace Number Nine: leider geil!

Ja Leute, leider hat euch meine Kundschaft um einen unterhaltsamen Test-Blog gebracht.
Es geschah an einem Freitag, an dem ich echt mies drauf war und leider konnte auch das Packerl mit diesem Inhalt die Stimmung nimmer retten:




Wahrscheinlich haben sich die ersten von euch schon beim Fadentitel gefragt, um was es hier gehen wird und der Rest erwartet gespannt die Beantwortung der Frage, ob ich nu komplett durchgeknallt bin oder wenigstens, was ich mit solchen Vesperbrettern unter den Füssen will.
Zumindest Letzeres lässt sich schlicht und mit einem Wort beantworten: Radfahren.
Eh klar.
Es geht weiterhin um Triathlon, Cross-Triathlon genauer, zumindet war es dies, was mir beim Anfordern eines Satzes Pedalen im Hinterkopf steckte.
Um die Number Nine Titan (so heissense mit vollem Namen) rankten sich bereits von Anfang wilde Gerüchte, ein wenig mehr kriegte ich aufgetischt, als ich am Telefon nach Testexemplaren fragte und nachdem ich an jenem Freitag die Ein- ääh, Aufstiegshürde mit ner kleinen Fleissbastelei genommen hatte, konnte ich direkt selber welche stricken.






Ich sags in Kürze: Alles ist wahr!
Aber davor haben die Götter den Schweiss gesetzt: mit den Tretern kommen ca. 60Pins, von denen man 56Stück mit nem ebenfalls mitgelieferten, für meine zierlichen Uhrmacherpatschehändchen recht groben Schraubendreher in die Trittkörper reinjubeln darf.
Echt Scheibe, wenns draussen finster wird, zu nieseln beginnt und die Pedale nicht fertig werden...

Irgendwann war es aber dann doch soweit, die Heimreise antreten zu können und weil ich heiss war wie ein Schmiedefeuer, wurde nicht lang gefackelt und das Postschiff für die somit wenig standesgemässe Jungfernfahrt herangezogen.





Fast jedenfalls. Nach dreihundert Meter wurde erst nochmal umgekehrt.
Die Dinger sind nämlich flach.
Sehr flach.
Verdammt flach.
Also musste der Sattel runter, hilft ja nix.

Unterwegs war ich an diesem Tag in Laufschuhen und das war relativ ideal, weil das meiner Ursprungsidee nahestand:
Pedale, die für nen Crosstriathlon einerseits eine so grosse Trittfläche aufweisen, dass die Fuss- und Schuhsohle grossflächig belastet werden würde und dazu aber soviel Grip böte wie Klickies, nur halt mit Laufschuhen, was letztlich der Ersparnis eines Schuhwechsels gleichkommen würde.
Schon beim Buchen der Testpedale kriegte ich diesen Plan aber ausgeimpft: zu gross sei die Verletzungsgefahr durch die Pins beim Schieben.
Nu gut, heutzutage sehen die meisten Geländemultisportveranstaltungen (so muss ich sie wohl nennen, denn es gibt ja auch Crossduathlons) das unambitionierte Abrollen von Waldautobahnen vor, wo es wirklich geländetechnisch zur Sache geht, ist ein anderer Haken am Wirken: die Flatpedals haben guten Grip, auch mit Laufschuhen, wobei man da etwas experimentieren muss, weil nicht alle Sohlen gleich gut funktionieren, aber beim Springen, wo mit Klickpedalen das Rad oder zumindest das Pedal auch für Doofe am Schuh hängt, braucht man hier halt etwas Körperspannung und das kann, je nach Fahrweise, schon negative Auswirkungen aufs anschliessende Laufen haben, hähähä...
Wer natürlich nur rumrollt und eh immer sitzen bleibt, braucht erstens _diese_ Pedale nicht und sich zweitens keine Sorgen darüber zu machen.

Ok, zurück zum Freitagabend: ich war bei weitem noch nicht zuhause und hatte auch relativ flott geschnackelt, dass die Number Nine und meine Woolf-Puschen kein ideales Paar sein würden, noch etwas dann aber trotz Strassengerodel ebenfalls: es würde kein MTBen mehr mit Klickpedalen geben, Punkt.
Daher wurden die Treter zuhause schleunigst an 'The Edge' montiert, wo es am nächsten Tag noch zu ner kleinen Feierabendrunde reichte.
Hardcore-Testing inklusive.





Wer diese Situation von Klickpedalen her kennt, weiss: da klickt jetzt erstmal nix mehr ein mit dem Modder am Schuh.
Hier steigt man drauf und weiter gehts.
Wie oft hab ich letztes Jahr in den Alpen geflucht: trotzdem ich mit meinen Klickern gut zurechtkam: wirds brenzlig, klickt man zuvor lieber erstmal aus, wenn man nicht daliegen will.
Oder Anfahren steil bergauf: ein Schuh einklicken, mit diesem Bein treten, das zweite beim Versuch, die Spur zu halten und die Balance nedd zu verlieren oder das Vorderrad nicht steigen zu lassen, einklicken, oder halt nicht.
Meist nicht und ich halte mich jetzt fahrtechnisch nicht gerade fürn Bloody-Rookie, aber ich hab mir immer Pedale mit Grip wie Klick gewünscht, aber mit intuitiverer 'Auslösung', sprich ohne Gefahr, dasses im rechten Moment einfach die entscheidenden Sekundenbruchteile zu lang dauert oder auch mal beim Losfahren gar nicht erst ein- oder nicht richtig einklickt.
Nun gut: hier sind sie jetzt!
'Syntace Number Nine Titan' heissen sie und haben mich schon nach wenigen Kilometer so kielgeholt, dass ich mit Bangen die Minuten rückwärts zählte, wo ich sie zurückgeben muss.
Es ist nämlich so, dass die Teile nen gravierenden Nachteil haben.
Den Preis.

258€ sind eine Menge Holz;- da muss ne alte Frau lang ´für stricken.
Nu isses ja nedd so, dass ich einfallslos wär oder nicht auch ne gewisse Auswahl an Pedalen im Laden hätte, eher im Gegenteil: wir verkaufen relativ viele MTBs mit Plattformpedalen und haben auch einige Modelle davon da, nur: frag mich keiner wie die Jungs bei Syntace das machen, aber es ist alles kalter Kaffee gegen die Number Nine.
Das dauernde Umschrauben zwecks Vergleichen hätte ich mir absolut sparen können und stattdessen mehr Kilometer mit den Syntace-Tretern abspulen sollen. Hoffnungslos!
Letzter Versuch beim Kollegen drei Ecken weiter, der fast nur so BMX-, Dirt- und MTB-Geschichten macht: "haste was, kannste was empfehlen?"
"Nee, Syntace, dann erstmal ne zeitlang nix mehr..."
Tja, herzlichen Glückwunsch und vielen Dank.

So bin ich damit also endgültig reif und seit Mittwoch kann ich dem Ende der Testperiode etwas gelassener (und dem Empfang meiner Kontoauszüge etwas unentspannter...) entgegensehn:





Hätte ja gerne nachgefragt, ob ich die Testtreter zum guten Kurs hätte übernehmen können, nur: die Farbe passte einfach nicht.
Also schwarze geordert (mein Chef geht fast die Wände hoch, der hat selbst welche bestellt, die sind in seiner Grösse aber nicht lieferbar und ich krieg derweil schon das zweite Paar, ... ) und ner Frage nachgegangen, die sich mir schon seit nämlichem Freitagabend aufdrängte:
Wie siehts mit dem Drehmoment für die Pins aus?
Die Verarbeitung der Pedale ist ja sehenswert und superedel. Handwerkskunst/Maschinenbau auf höchster Ebene.
Nee, allerhöchster Ebene.
Lager drehen wie in Sahne, Gewinde mit scharfen Flanken, alles von feinster Güte wie am Fahrrad _gaaaanz_ selten bis gar nicht zu sehen.
Nur: auf den Pedalen steht "Pins 1Nm" und in der Anleitung "ungefähr 2Nm".
Also was jetzt? Alles Strategie? Der Syntace-Drehmomentschlüssel beginnt bei 2Nm. Könnt der Ansatz einer Erklärung sein für ne Toleranz von 100% und mehr.
Ich hab natürlich als alter Luft- und Raumfahrttechniker Drehzahlmesserschlüssel, die im Nullkomma-Bereich einstellbar sind und schon unter 1Nm beginnen, also los, raus auf die Terrasse, Kaffee mitgenommen und ab dafür.
Wir erinnern uns: 56Pins.
Da fliesst etwas Wasser die Donau runter, ehe die drin sind.
Ansetzen von Hand, Eindrehen mit dem mitgelieferten Schrauber und Anziehen mitm Drehmomentschlüssel (der hat keinen Ratschenmechanismus).
Also: bei 1Nm stehen alle Pins lustig in der Gegend rum und mit unterschiedlicher Höhe über den Pedalkörper, 'Satz mit X, war wohl nix'.
Bei 1,5Nm (aufm Drehmomentschlüssel heisst das dann 150Ncm...) beginnts, so auszusehen, als wärs ausreichend und alle gleich versenkt, mit etwas Sensibilität bemerkt man aber ein weiteres nachgeben, wenn man mit 180Ncm drangeht, das wars dann aber auch.
Macht euch von diesem Absatz mal nen Screenshot, wahrscheinlich, wenn ich den Brüdern in Tacherting das aufs Brot schmiere, werd ich abgewatscht, weil ich regelwidrig Schmiere an die Pins getan hab, damit ich die nach drei Jahren durch-die-Schlonze-radeln wieder rauskrieg und die erzählen mir, dasses davon kommt und ich lösch die Zeilen wieder.

Aber gut, nur ne Spielerei am Rande. Natürlich wird kein Mensch ernsthaft mitm Drehmomentschlüssel da drangehn, sondern die Pinöckel da reinjubeln bis sie fest sind und es entspringt nur meinem Hang, schon als Kind die lieben Opas und Tanten zu schocken, indem ich frisch geschenktes Hightech-Spielzeug als erstes mal zerlege um zu sehen, wie es funktioniert.
'Reverse Engineering' heisst das heutzutage, früher gabs dafür einfach ne Watschn, fertig.


Nu muss ich noch nen Abspann mitm Fazit schreiben und ehrlich: ich tu mir jetzt schon leid.
Was schreibt man zu nem Bauteil, das es fürn Zehntel des Preises fast genauso aussehend auch gibt und von dem man, wenns so richtig vor Dreck starrt, eh nix sieht?
Bei dem man Funktionsunterschiede wie Tag und Nacht ob der Ähnlichkeit nicht nachvollziehen kann?
Und wie schreibt mans, um der drohenden Steinigung zu entgehen?
Keine Ahnung, vielleicht einfach 'feste druff', solange es noch geht:
Wenn ihr mit so Tretern abseits der Klicktechnik schonmal geliebäugelt habt, mit Klickern nedd klarzukommen scheint oder es nicht wollt, wenn ihr an edler Technik Freude habt und euer Zeug auch mal nur gerne anguckt, spart euch die Experimente mit anderen Pedalen.
Verkauft euer Auto, verpfändet das Haus, lasst euch die Lebensversicherung auszahlen, esst n halbes Jahr Tütensuppen und Zwieback oder pumpt die Oma an, aber treibt irgendwie die zwohundertsechzig Öre auf.
Alles andere iss Schnee von gestern.
Leider.
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Im finstersten Winkel Frankreichs, wo das Kopfsteinpflaster herumspukt, begann ein Junge aus Gelderland zu sprinten. Eine halbe Stunde später drang durch eine Maske aus Schlamm und Kuhscheiße ein feines Lächeln. Ich schloss die Augen und hörte die Matthäus-Passion auf Rädern.
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