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Alt 08.01.2024, 22:15   #55
Foxi
Szenekenner
 
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Registriert seit: 24.02.2009
Ort: Somewhere below the rainbow
Beiträge: 1.714
Gut, ich gehöre hier schon der "älteren Generation" an, daran ist nicht zu rütteln. Es ist aber m.E. auch stark altersabhängig, wie man/frau Franz Beckenbauer erlebt hat.

Für mich war Fußball in meiner Kindheit und Jugend der einzige denkbare Sport neben Leichtathletik. Und im Fußball gab es für uns Jungs nur wenige ganz große Sportler, zu denen man staunend aufschauen konnte und die als (fast unerreichbare) Vorbilder taugten.

International: Eusebio (POR), Pele (BRA), Bobby Charlton (GBR)
National: Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer

Fritz Walter habe ich nie spielen gesehen, das war ebenso vor meiner Zeit wie Helmuth Rahn. Deren Namen raunten wir uns auf dem Bolzplatz zu. ERLEBT habe ich aber zunächst nur "Uns Uwe"... bis sich bei der WM 1966 ein neuer Spieler auf der Weltbühne zeigte, der mit seiner Art, Libero zu spielen, Fans und Gegner gleichermaßen in Erstaunen versetzte: Franz Beckenbauer.

In Ermangelung einer allzu großen Auswahl auf dem Markt, waren denn auch meine beiden ersten Fußballschuhe der "Adidas UWE", gefolgt von "Adidas FRANZ BECKENBAUER".

Spätestens seit dem verlorenen WM-Finale im Wembley Stadion schätzte ich die beiden auch als Spieler-Persönlichkeiten, las in der Folge auch Fußballbücher über die zwei etc. Natürlich lieferten die beiden auch immer wieder Gesprächsstoff in der Pause auf dem Schulhof sowie beim eigenen Fußballspiel am Mittwoch Nachmittag, auf jenem Rasen, auf dem sich am Sonntag die örtliche Bezirksliga-Mannschaft schlug (im doppelten Sinne mitunter).

Beckenbauer war immer irgendwie in den Schlagzeilen, selbst als der seine "Bayern" schon verlassen hatte und der Verein auch ohne ihn zurecht kam - das war früher undenkbar gewesen!

Sein Name taugte sogar als Anlass für eine Frozzelei mit einem Arzt am Vorabend einer Op. Da war ich Student und erwartete schmunzelnd vom Doc, dass es es am nächsten Tag besser machte als der "Kaiser", von dem ein Sportreporter im Radio berichtet hatte, er habe beim Heimspiel des HSV "unglücklich operiert".

Der Fußball war nie ganz aus meinem Fokus verschwunden, auch als ich schon längst andere Sportarten betrieb und meine Jugendliebe Bayern München abgelegt war und seitdem äußert kritisch begleitet wurde.

Die WM 1990 und 2006 habe ich zwar wahrgenommen und staunend die Rolle jenes Mannes zur Kenntnis genommen, den die Medien, allen voran die Springerpresse, als "Kaiser" und "Lichtgestalt" hochstilisierten. Das war mir denn doch 3 Nummern zu groß. Und dass jemand ohne Trainerlizenz die Nationalmannschaft übernehmen konnte, nur weil er früher brillant gespielt hatte, das erschien mir doch gänzlich gegen alle Regeln und Tradition zu sein. Medial gehypte Bekanntheit ersetzte fachliche Qualifikation??? Wozu hatte ich mein Staatsexamen gemacht???

Seine bisweilen arrogant wirkende Art als Trainer ("Geht's naus und spuits Fußball!") ließ mich ernüchtert zurück. Was war aus dem Idol meiner Jugend geworden?? Zeitweise stand auch sein Privatleben mehr in den Schlagzeilen als seine fußballerischen Leistungen.

Aber dass er zu seiner Zeit ein grandioser Fußballer war, dass er bei Bayern München die entscheidende Führungsfigur war, hinter der alle anderen verblassten (Maier, Roth, Breitner, Nafziger, Schwarzenbeck, Müller usw.), DAS bleibt unvergessen. Im Verein wie in der Nationalmannschaft.

Das letzte Mal, dass ich ihn als Spieler gesehen habe, war das Jubiläumsspiel zu seinem 50. Geburtstag. Jetzt hat Franz Beckenbauer das Spielfeld des Lebens endgültig verlassen.

R.I.P.
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"Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern. Er hat die Kraft, zu inspirieren. Er hat die Kraft, Menschen zu vereinen, wie es sonst nur weniges kann. Sport kann Hoffnung erwecken, wo vorher nur Verzweiflung war." (Nelson Mandela)
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