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Alt 19.11.2023, 20:45   #67
svmechow
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Registriert seit: 01.09.2021
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Beiträge: 1.049
Zitat:
Zitat von SimonF Beitrag anzeigen
Sehr cool wohin dieser thread läuft! Vielen Dank für die Aufklärung über das Blutbild! Wirklich sehr interessant und informativ.

Was ich aus der offenen Sprechstunde so rauslese - wenn ich Arzt und co meide, einen vermeintlich „ungesunden“ Lebensstil führe - wie stelle ich fest ob ich nicht evtl unter meinen Möglichkeiten lebe? Sprich ich mich zwar fit fühle, jedoch nur bei 80% lebe?
Dazu gibt es sicher zig verschiedene mögliche Antworten, von denen bestimmt auch nicht alle total bekloppt sind.
Ich würde lebensstilunabbhägig schon regelmäßig an den vom gemeinsamen Bundesausschuss empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen.
Diese umfassen neben dem ganzen Zahnarztzeugs zum Beispiel diesen allgemeinen Gesundheitscheck beim Allgemeinarzt*ärztin, der ab 35 alle drei Jahre von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird. In diesem Rahmen erfolgt eine Risikostratifizierung hinsichtlich einer Vielzahl häufiger und geläufiger Erkrankungen sowie daran angepasst die entsprechende Diagnostik und natürlich Therapie. Und bevor jemand fragt: ein Grosses Blutbild ist da nicht routinemäßig dabei, braucht aber auch niemand routinemäßig. Irgendwer hatte dazu mal was geschrieben vor kurzem.
Sinn dieser Gesundheitsvorsorge ist die Früherkennung relevanter Erkrankungen, die in frühen Stadien oft symptomlos oder zumindest symptomarm sind und deren zeitige Behandlung Morbidität und Mortalität signifikant senken kann. Eines der besten Beispiele hierfür ist sicher der arterielle Hypertonus, schlau für Bluthochruck. Wenn das erst mal symptomatisch wird, sind evtl. schon irreversible Veränderungem am Herzmuskel entstanden. Und Veränderung steht hier für Schaden, aber ich will ja niemanden erschrecken. Aber auch viele andere Dinge können im Rahmen einer solchen Vorsorgeuntersuchung adressiert und besprochen werden.

Ab 50 sind alle Männer und ab 55 auch alle Frauen zur Koloskopie eingeladen, zur Darmspiegelung, die bei unauffälligem Befund zehnjährlich wiederholt wird. Der grosse Benefit dieser Untersuchung besteht darin, dass sie nicht nur diagnostischen Charakter hat, sondern gleichzeitig auch therapeutischen. Findet der*die Gastroenterolog*in beincer Spiegelung ein Adenom, so wird es direkt entfernt. Wir wissen, dass Karzinome des Dickdarms nicht einfach vom Himmel fallen, sondern sich in der Regel im Rahmen eines mehrjährigen Entartungsprozesses aus Adenomen entwickeln. Entferne ich also das Adenom, wird kein Karzinom draus. Natürlich gibt es keine Garantien, für gar nichts im Leben, und natürlich besteht bei diesem Eingriff auch das Risiko von Komplikationen wie Infektion oder Perforation. Darmkrebs ist neben Prostata-, Brust- und Lungenkrebs eine der drei häufigsten Krebserkrankungen. Insofern ist die serielle Früherkennung durchaus geeignet, die Morbidität und Mortalität zu senken.

Für Männer gibt es dann ab 45 Jahren die jährliche urologische Krebsvorsorge. Skandalöserweise (!!!) umfasst diese noch nicht routinemäßig die PSA-basierte Prostatakrebsvorsorge. Dass Männer bundesweit deswegen nicht heftigst protestieren, ist mir komplett schleierhaft. Ich kann nur hoffen, dass stattdessen zahlreich der PSA-Wert eben als individuelle Gesundheitsleistung eben als Selbstzahler gemacht wird. Macht auf jeden Fall tausendmal mehr Sinn, als - Ihr ahnt es - ein fuckin‘ grosses Blutbild.

Für Frauen gibt es die jährliche gynäkologische Vorsorge, die von 20-34 auch jährlich die Zytologie vom Gebärmutterhals umfasst (der berühmte PAP-Abstrich), beinFrauen ab 35 erfolgt der PAP-Abstrich nur noch alle drei Jahre, dafür wird in der selben Sitzung gleich nach HPV gescreent. Nota bene: Vorsorge ist immer einmal im Jahr, auch über 35, nur der Abstrich wird halt nicht mehr jährlich durchgeführt.

Ferner für Frauen von 50 bis 75 das Mammographie-Screening alle zwei Jahre, das ist mega nervig und unangenehm aber unfassbar spezifisch in der Detektion von frühen Karzinomen oder Krebsvorstufen, welche ohne die radiologische Diagnostik erst in einem weiter fortgeschrittenen Stadium erkannt worden wären und somit deutlich schlechter zu behandeln.
Dann gibt es noch das Hautkrebsscreening ab 35 alle zwei Jahre und ebenfalls ab 35 einmalig ein screening auf Hep B und C.
Tatsächlich gibt es auch für Männer ab 65 eine spezielle Vorosrgeuntersuchung zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen. Wusste ich bis vor kurzem auch nicht, wieder was neues gelernt.

Um Deine Frage zu beantworten: ob man nun zur Vorsorgeuntersuchung geht oder nicht, ist ein bisschen so wie die Überlegung, ob man Auto zur Inspektion bringt und Ölwechsel machen lässt oder nicht. Wenn man das nicht tut, spart man sich viele Jahre lang viel Zeit und Geld. Wenn dann aber die Zylinderkopfdichtung futsch ist oder der Zahnriemen am Arsch ist, wird es gleich richtig hässlich.

Und genauso wie ich mich am Ende darauf verlassen muss, dass meine Werkstatt mich nicht verarscht und mir neue Bremsbeläge verkaufen will, nur um mich übers Ohr zu hauen, muss man halt als medizinischer Laie, so sehr man ja auch Experte für den eigenen Kadaver ist, irgendwie versuchen drauf zu vertrauen, dass wir Ärzt*innen auch nicht alles amoralische Ärsche sind. Natürlich gibt es die, wie es in jedem Beruf Ärsche gibt, aber mit etwas Geschick und am Besten mit persönlicher Referenz findet sich meistens doch jemand einigermaßen vertrauenswürdiges. Hoffe ich zumindest
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