Das würde mich ebenfalls interessieren.
Zudem möchte ich auf einen rhetorischen Trick hinweisen. Das angeblich so aufgeklärte Zugeständnis, Marias Jungfräulichkeit wäre symbolisch zu verstehen (als eine Reinheit von Sünden), verschleiert, dass hier die Sünde als Voraussetzung eingeschmuggelt wurde. Woher aber kam die Sünde?
Wer hat die Sünde erfunden? Warum hat Sex oder Jungfräulichkeit etwas mit Sünde zu tun? Diese Konzepte sind ja ebenso absurd und willkürlich wie die Jungfrauengeburt. Die Bibel erklärt die Sündhaftigkeit damit, dass Eva vom Apfel der Erkenntnis aß, obwohl Gott es verboten hatte. Deswegen sind sie und alle weiblichen Nachkommen in besonderer Weise sündig. Adam ist nur „sekundär“ mitsündig als Mitläufer. Darin steckt eine weitere Idee, nämlich dass diese Sünde sexuell auf die nächste Generation übertragen wird.
Zu sagen, Maria sei frei von Sünde, übernimmt den theologischen Gedanken der Sünde. Das ist für Christen auch notwendig, denn warum sollte sonst Jesus für uns am Kreuz gestorben sein, wenn nicht dafür, unsere Sünden abzuzahlen? Wenn man den Gedanken der Sünde über Bord wirft, fliegt das ganze Christentum mit. Auf diese Weise sind Sünde, Jesus Tod und Adam & Eva untrennbar verbunden.
Die Christen sagen: Sünde ist das Verstoßen gegen Gottes Gebot, und die Schuld wird sexuell auf die nächste Generation übertragen; das bedeutet, dass sie nicht gesühnt werden kann. Ein Abtragen der Schuld ist nicht möglich. Sie kann allenfalls vergeben werden, jedoch nie vollständig, jedenfalls nicht im Diesseits.
Angesichts dieses Irrsinns ist es dann eigentlich egal, ob noch ein paar Jungfrauen im Spiel sind.
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