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Alt 12.02.2018, 22:51   #32
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
Coach
 
Benutzerbild von Klugschnacker
 
Registriert seit: 16.09.2006
Ort: Freiburg
Beiträge: 23.054
Heute bin ich seit einiger Zeit mal wieder länger auf dem Rad gesessen. Ich wohne direkt in der Freiburger Innenstadt. Genau an der Straße, wo das Line-Up des Fastnachtsumzugs stattfindet. Da heißt es Reißaus nehmen, solange man noch vom Hof kommt. Später ist dort alles von Menschenmassen verstopft, von der ungefähr die Hälfte in unseren Eingang pinkelt. Also: Tschüssinger!

Der Wetterbericht hatte vor Schneeschauern gewarnt. Als ich losfuhr, stand das digitale Quecksilber bei 2°C, der Wind schnitt über die nassbraunen Äcker, aber die Straßen waren trocken. Das genügt, um von guten Verhältnissen zu sprechen.

Die Wolken am Himmel waren ein Spektakel. Hochaufgetürmt, wie groteske Fregatten in einem riesigen Bild von Salvador Dali zogen sie über das Land. Schwarz und finster die Rümpfe, aber gleißend weiß, dramatisch aufgewühlt und unglaublich oben die Segel. Dazwischen blauer Himmel. Eine ganze Flotte trieb dahin, darunter ich auf meinem treuen Pferd, winzig wie eine Blattlaus.

Die Beine drehten gut, ich kam zügig voran. Teils im Schatten der Wolkentürme, teils in der Sonne bohrte ich mich Richtung Süden. Mehrmals hatte ich knappes Glück, doch dann ging es los. Innerhalb weniger hundert Meter änderte sich das Wetter dramatisch. Gerade noch bei Sonnenschein unterwegs, wurde es schlagartig viel dunkler. Rechts von mir, nur noch vielleicht zweihundert Meter entfernt, rauschte ein Unwetter heran. Ich prüfte den Himmel auf Fluchtmöglichkeiten, dann entschied ich mich für die Taktik "Augen auf und durch".

Milliarden kleiner Schneekügelchen, wie kleine Styroporkugeln, peitschten und schwirrten auf den Boden und auf mich selbst. Im Handumdrehen war ich auf der Windseite komplett weiß. Die Straße ebenso. Starker Wind zwang mich auf das kleine Kettenblatt und warf mich mal nach links, mal nach rechts. Gefährlich auf glatten Rennradreifen, die sich knirschend durch das Styropor fraßen. "Keep the rubberside down!", dachte ich mir, leg Dich jetzt nicht auf’s Maul!

Nach vielleicht 10 Minuten konnte ich bereits das hintere Ende des kleinen Schneesturms erkennen: Blauer Himmel nicht weit vor mir. Zack, war das Licht wieder angeknipst. Ich fuhr wie in einem anderen Kontinent, als würde Grönland an Australien grenzen. Der Blick zurück war spektakulär: Ich war einem schwarzen Inferno entkommen. Läuft.

In der anschließenden Dreiviertelstunde war ich bemüht, die nassen Klamotten wieder trocken zu fahren. Nicht leicht bei 3°C, aber irgendwann ging’s dann wieder. Einmal mehr bemerke ich im Stillen (zum wievielten Mal eigentlich?), dass sich gute Qualität bei Radklamotten auszahlt.

Der Rest ist Routine. Treten. Tankstelle Cola Brezel. Treten. Supermarkt dunkle Schokolade Cola. Treten. Hier und da schneit es kurz und harmlos, andernorts rolle ich über trockene Straßen im gleißenden Sonnenlicht. Vier Stunden sind bereits geschafft, die Stadt liegt vor mir. Am Flussufer entlang, dann hakenschlagend durch den Verkehr.

Als ich nach Hause komme, zieht gerade das Ende des Karnevalsumzugs an meiner Wohnung vorbei. Es ist ein besonderes Ende: Die städtische Straßenreinigung. Mit schätzungsweise 20 Mann und 5 Fahrzeugen holen sie allen Dreck wieder von den Straßen, den Wiesen und Hecken. Unmengen Papier, geborstene Flaschen und so weiter.

Ich weiß nicht warum, aber mich als Anwohner begeistern die Jungs in dem Moment sehr. Als Innenstadtbewohner hat man nach Straßenfesten oft Ärger mit deren Überbleibseln, vor allem mit Glasscherben. Besonders Grünflächen sind gefährlich, in denen schwer sichtbare, schafkantige Flaschenreste liegen.

Daumen hoch!, signalisiere ich ihnen beim Vorbeirollen. Sie sehen es und lächeln zurück. Ein schöner Moment.

Nach knapp viereinhalb Stunden bin ich dann doch recht müde, als ich den Schlüssel im Schloss umdrehe. Aber genau das ist Radlerglück.
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