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dude 24.11.2007 11:39

Fuck, ich haette Rennfahrer werden sollen!
 
Gestern war ich erstmalig auf einer Indoor-Kartbahn mit 30 Kollegen, alle im besten Rennfahreralter zwischen 25 und 30.

Autos interessieren mich nicht. Ich hab' nichtmal eines. Fahren langweilt mich, ich lass' mich gerne fahren. Ich bin eher der vorsichtig-vernuenftige Typ.

Doch gestern hat sich meine Welt auf den Kopf gestellt.

Nach zwei konservativen Runden im Kart packts mich. Ich starte die 2minuetigen Rennen am liebsten von hinten, um moeglichst viele ueberholen zu koennen. Ich fahre brutal, ruecksichtslos und aggressiv und gebe bis zur letzten Sekunde nicht auf. Geschaetze Kollegen mutieren zu Opfern.

Nach zwei Stunden Halbfinale, Start auf letzter Position, die ersten zwei kommen weiter. Die Rennen sind erbarmungslos kurz, der Kurs schmal und eng. Ich werde trotz aussichtsloser Startposition Zweiter.

Finale, Start wieder auf letzter Position. Nach nur zwei von 15 Runden jage ich bereits dem Fuehrenden hinterher. Er gilt als unschlagbar, da er drei Jahre auf einer Kartbahn gearbeitet hat. Wir geben uns einen engen Fight, den ich nur knapp verliere.

Meine Hoffnung war urspruenglich, wenigstens nicht ganz hinten zu landen und mich voellig zu blamieren. Mein Chef sagt noch "Von Dir als Deutscher erwarten wir schon was!". Jaja.

Und dann werde ich Zweiter von 30.

WTF?

Liegt es daran, dass ich Radrennfahrer war? Ich gehoere nicht gerade zu den ruecksichtlosen Typen im Feld. Andererseits hab' ich auch schon Schwaechen an Alpenpaessen mit schnittigen Abfahrten wieder ausgebuegelt. Da ist eine gute Fahrlinie unerlaesslich.

Mittlerweile vermute ich etwas ganz anderes: es liegt am Bremsverhalten. Als Radrennfahrer reguliert man die Geschwindigkeit nur in Notfaellen mit der Bremse. Die Kartbahn war sehr schmierig. Dazu kommt die Radfahrerangewohnheit vor Kurven so spaet wie moeglich zu bremsen.

Was meint ihr: laesst sich auf dem Rad erlerntes auf vier Reifen umsetzten oder bin ich tief drinnen bloss eine Wettkampfdrecksau?

Wer hat aehnliche Erfahrungen gemacht?

(Ihr muesst auch gar nichts sagen, denn eigentlich will ich ja nur mitteilen, was fuer ein toller Typ ich bin.)

Thorsten 24.11.2007 12:02

Vermutlich seid ihr auch mit den tiefergelegten lenkbaren Rasenmähern gefahren, die so ca. 50-60 km/h draufkriegen. Auf die "richtigen" lässt man so eine Firmentruppe vermutlich nicht gleich los. Aber die kleinen machen auch einen Höllenspaß.

Bei dem Leergewicht der Dinger kommt aber deinem Körpergewicht eine entscheidende Bedeutung zu. Und du bist ja kein Schwergewicht. Wenn alle mit gleichem Startgewicht fahren, sähe die Sache vermutlich anders aus.

Als wir mal ähnliches gemacht haben, ist eine Kollegin (geschätzt 50 kg) mir auf jeder Geraden weggefahren, überholen konnte ich sie nur in der Kurve, da sie fahrtechnisch überhaupt nicht fahren konnte. Aber den Rückstand von der Geraden musste ich auf den letzten Metern vor der Kurve erstmal wettmachen.

Fahrtechnik ist bestimmt auch sehr wichtig, aber mit 90 kg hilft dir das bei den Fahrzeuggewichten und dem Motor auch nicht ganz nach vorne.

sybenwurz 24.11.2007 12:04

Vor vielen jahren hatte ich nen scheff, der wiederum nen Kumpel hatte, dessen Sohnemann einen gewissen M. Schuhmacher zu dessen Kart-Zeiten regelmässig paniert hat. Der Vater vom einen hat die Karriere dann halt weiter angeschoben, der Vater vom anderen nicht, wer wer ist, wissen wir ja.
Jedenfalls bot der uns an, auf der kartbahn, wo ich nebenan immer auf der Crosstrecke trainierte, ne Runde mit seinem 17PS-Kart zu drehen.
War ich im Vorfeld noch eher amüsiert, was wohl mit jämmerlichen 17PS zu reissen sei, wurde ich alsbald eines Besseren belehrt. Die Mistkisten gehen wie n geölter Blitz. Leider gibt es zwölfjährige Buben, die diese geölten Blitze sehr viel besser beherrschen und so steckte ich mich ganz normal in die Botanik, nachdem ich das Kunststück fertiggebracht hab, vier Runden an so nem Knaben dranzubleiben. Dann war es auch vorbei mit der Herrlichkeit, denn diese Dinger mit starrem Antrieb ohne Kupplung alleine anzuschieben, wenn mans nicht draufhat, kostet Körner, die man auch gut gebrauchen könnte, in der nächsten Runde den rotweissen Steinen auszuweichen.
Daher gehe ich mal davon aus, ihr hattet diese hübschen Dinger mit 5,5bhp-Stationärmotor und Fliehkraftkupplung. Wenn deine Karriere als Radler mit Querfeldein, Cyclocross oder wie es gerade genannt wird, begonnen hätte, würde ich vermuten, dass du den Abbau von Geschindigkeit durch Driften noch sehr gut intus hast, denn wie du schon treffend bemerkt hast, kommt man mit den Karts nur dann vom Fleck, wenn man die Existenz der Bremse ignoriert. Ausserdem vermute ich stark, dass die Fähigkeit, sich im Peloton durchzusetzen, auch auf der Kartbahn gut zu gebrauchen ist und der geschärfte Blick, jedes Loch und jede Lücke gewinnbringend zum eigenen Vorteil zu nutzen, sowieso nicht hinderlich ist, wenns drum geht, auf vier Rädern und oder motorisiert nicht abzubeissen.
Wo man sich aufm Rad mal körperlich beharkt, iss halt beim Kart noch ein wenig Stahlgeröhr aussenrum und gerade, wenn die Kollegen sicherheitshalber mal eher das Gas wegnehmen und zurückstecken, kommt man dem Pott schnell näher.
Ich habs sehr oft erlebt, das Leute, die im Sport sehr durchsetzungsfähig, zielstrebig und siegorientiert waren, auch in anderen Bereichen Erfolg hatten.
Mit anderen Worten: manche sind zum Verlieren geboren, andere hatten den Siegerkranz schon in der Wiege liegen...

bowman 24.11.2007 12:13

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 52161)
(Ihr muesst auch gar nichts sagen, denn eigentlich will ich ja nur mitteilen, was fuer ein toller Typ ich bin.)

Du bist ein toller Typ!

:Blumen:

LG, bowman

Thorsten 24.11.2007 12:15

Gleichzeitiges Bremsen und Gasgeben wurde uns vom Bahnpersonal ausdrücklich verboten, obwohl es die einzige Chance ist, wenn man immer voll auf dem Gas steht und die Bremse zur Regulierung einsetzt. Wenn man den Gasfuß einmal gleupft hatte, konnte man einen Roman schreiben, bis das Gasgeben wieder in Vortrieb umgesetzt wurde.

dude 24.11.2007 12:18

Zitat:

Zitat von Thorsten (Beitrag 52166)
Vermutlich seid ihr auch mit den tiefergelegten lenkbaren Rasenmähern gefahren, die so ca. 50-60 km/h draufkriegen.

Und du bist ja kein Schwergewicht. Wenn alle mit gleichem Startgewicht fahren, sähe die Sache vermutlich anders aus.

na klar waren das rasenmaeher, aber es kam v.a. auf technik an.

ich wiege immerhin 75kg. :o

die durchsetzungsfaehigkeit unserer lettischen 50kg sekretaerin liess sich damit erklaeren, aber die jungs im finale waren nicht deutlcih schwerer als ich (manche leichter).

dude 24.11.2007 12:18

Zitat:

Zitat von bowman (Beitrag 52169)
Du bist ein toller Typ!

:Blumen:

LG, bowman

danke!

(fuer dich: schau mal unter youtube nach "australia has to HTFU" :Lachanfall: )

dude 24.11.2007 12:19

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 52167)
Ausserdem vermute ich stark, dass die Fähigkeit, sich im Peloton durchzusetzen, auch auf der Kartbahn gut zu gebrauchen ist und der geschärfte Blick, jedes Loch und jede Lücke gewinnbringend zum eigenen Vorteil zu nutzen, sowieso nicht hinderlich ist, wenns drum geht, auf vier Rädern und oder motorisiert nicht abzubeissen.
...

stimmt!

"IST DIE LUECKE NOCH SO KLEIN, EIN VORDERRAD PASST IMMER REIN." :Lachen2:


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