Gedicht der Woche ...
Robert Gernhardt: Gestaendnis.
Ihr fragt nach meinem Lieblingssport? Nun gut, es ist der Mord. Ja, ich sag's laut, ich morde gern, besonders, wenn es heiss ist, und wenn das Wasser in dem See so klar wie Eis ist. Dann ziehe ich die Kleider aus und springe in die Wellen, um dort mit Karpfen, Barsch und Aal durchs kuehle Nass zu schnellen. Ja, Buerger lache nur getrost und bleib in deinem Bette - ich morde derweil frisch und froh mit Fischen um die Wette. Wie? Was? Ich hoer' ein Widerwort? Der Sport heisst Schwimmen? Und nicht Mord? Wie war das noch mal? Schwimmen? Moment - ihr seht mich sehr verwirrt ... Mein Gott - vielleicht hab' ich mich geirrt ... Doch - Schwimmen koennte stimmen. |
Ruf zum Sport (Joachim Ringelnatz)
Auf ihr steifen und verdorrten Leute aus Büros, Reißt euch mal zum Wintersporten Von den Öfen los. Bleiches Volk an Wirtshaustischen, Stellt die Gläser fort. Widme dich dem freien, frischen, Frohen Wintersport. Denn er führt ins lodenfreie Gletscherfexlertum Und bedeckt uns nach der Reihe All mit Schnee und Ruhm. Doch nicht nur der Sport im Winter, Jeder Sport ist plus, Und mit etwas Geist dahinter Wird er zum Genuß. Sport macht Schwache selbstbewußter, Dicke dünn, und macht Dünne hinterher robuster, Gleichsam über Nacht. Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, Kürzt die öde Zeit, Und er schützt uns durch Vereine Vor der Einsamkeit, Nimmt den Lungen die verbrauchte Luft, gibt Appetit; Was uns wieder ins verrauchte Treue Wirtshaus zieht. Wo man dann die sporttrainierten Muskeln trotzig hebt Und fortan in illustrierten Blättern weiterlebt. |
Heute ein Gedicht extra für Powermanpapa !
Was ist Elektrizitaet?
Dorlamm, um ein Referat gebeten, haelt es gern, um dies hier zu vertreten: 'Wenn das Ohm sie nicht mehr alle hat, heisst es nicht mehr Ohm, dann heisst es Watt. Jedoch nur, wenn's gradeliegt, liegt's quer, heisst es nicht Watt, dann heisst's Ampere. Heisst Ampere, ja, wenn es liegt, nicht rollt, rollt es naemlich, nennen wir es Volt. Rollt ein Volt nicht mehr und sie quer, heisst es wieder - wie gehabt - Ampere. Heisst Ampere, wenn sperrig liegt, liegt's glatt wird es - na wozu wohl schon? - zum Watt. Wird zum Watt, zur Masseinheit fuer Strom, wenn's nicht alle hat. Sonst heisst es Ohm.' Dorlamm endet, um sich zu verneigen, doch er neigt sich vor betretnem Schweigen. 'Glaubt es nicht', ruft Dorlamm, 'oder glaubt es - mir egal!' Und geht erhobnen Hauptes. |
Zum Thema passend heute das Ostergedicht ...
Lied
In dem Grase war ein Tier; es sass dort, ich stand hier. Ich ging langsam darauf zu, fragte es: Wer bist denn du? Bist du braeunlich oder rot? Bist lebendig oder tot? Bist ein Teufel oder Gott? Oder bist du ein Hase? |
Wenngleich die Nas´, ob spitz, ob platt,
zwei Flügel - Nasenflügel - hat, so hält sie doch nicht viel vom Fliegen; das Laufen scheint ihr mehr zu liegen. Vom Erhardt, Heinz ansonsten kenn ich keins Jetzt wo die Bäume blühn. Hatte der etwa auch Allergien? |
Das Gedicht passt eigentlich immer...aber es heißt: Ein Ostergedicht
Wer ahnte, dass zum Weihnachtsfest Cornelia mich sitzen lässt? Das war noch nichts: zu Ostern jetzt hat sie mich abermals versetzt! Nun freu ich mich auf Pfingsten – nicht im geringsten! Heinz Erhardt (1909-1979) Frohe Ostern euch allen - auch wenn die bei den Radumfängen so froh wohl kaum werden. Die sprichwörtlichen "Großen Ostereier" haben bei so manchem Triathleten sicher eine ganz andere Bedeutung. |
Ein kurzer Gernhardt ...
Mondgedicht
. . . , - fertig ist das Mondgedicht. O.k., war'n bißchen kurz, dafür hier noch was Hochgeistiges: Jeder haelt das Ende seines Horizonts fuer das Ende der Welt, und das ist im Intellektuellen so unvermeidlich, wie im physischen Sehen der Schein, dass am Horizont der Himmel die Erde beruehrt. Schopenhauer. |
Diese Woche bin ich schon Mittwochabend dran ...
Bilden Sie mal einen Satz mit ...
visuell Vi su ell die Sonne strahlt - als wuerde sie dafuer bezahlt. pervers Ja, meine Reime sind recht teuer: Per Vers bekomm ich tausend Eier. Garant Der Hase traegt den Kopfverband, seitdem er an die Wand gerannt. sensibel Herr Ober! Bringt mir einen Kuebel! Mir wird von diesem Nonsens ibel! |
Heute noch einen Busch gratis dazu ...
Wer von den Fuenfen bist Du?
Wie lange kann man sich selbst betruegen - das ist die Frage. Beim einen dauert es lediglich Stunden, beim andere Tage. Der dritte bringt es auf mehrere Wochen, der vierte auf Jahre. Der fuenfte glaubt, in der Wiegen zu liegen, und liegt auf der Bahre. Und hier der Busch: Ach, ich fuehl es! Keine Tugend Ist so recht nach meinem Sinn; Stets befind ich mich am wohlsten, wenn ich damit fertig bin. Dahingegen so ein Laster, Ja, das macht mir viel Plaesier; Und ich hab die huebschen Sachen Lieber vor als hinter mir. Wilhelm Busch. |
Dorlamm liest ...
Dorlamm liest
Dichter Dorlamm liest in einem Buch, doch er wird aus diesem Buch nicht klug. Liest darin und legt es wieder hin - nein, er kommt nicht hinter seinen Sinn. Legt es hin und denkt, sooft er las: 'Ich kapier das nicht. Was soll denn das?' Denkt: 'Was soll das? Wer schreibt solchen Mist?' Und schaut nach, wer der Verfasser ist. Schaut aufs Buch, uns ploetzlich ist im klar, dass der Autor ein Herr Dorlamm war. Dorlamm? Dorlamm selbst hat es geschrieben! Peinlich? Rasend peinlich, meine Lieben! |
Was ich heut sah ...
Drei kleine Froesche sah ich heut,
die warn mit dem Teufel im Bunde. Die huepften ueber die Mauer breit und schrien aus einem Munde: 'Wir sind die Froesche der Dunkelnis, aeh, der Finsterheit, aeh, des Lichts. Das heisst doch Licht, wenn kein Tag mehr ist, alles schwarz und niemand hoert nichts?' So haben die teuflischen Froesche gefragt, sie waren sehr schrill und sehr klein. Ich habe nur halblaut 'Schnuess' gesagt, da hoerten sie auf zu schrein. |
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Hier dafür: :Danke: TriSt |
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TriSt |
Viele Sommersprossen sind
auf dem Kinde, doch das Kind sieht sie nicht. Es sieht stattdessen einen Amtmann Suppe essen. Dieser wiederum beschaut grad ein Foto seiner Braut, die auf einen Seemann blickt, der sich nach dem Anker bueckt, da der Anker was verdeckt, das in seiner Tuete steckt und sich, falls der Maat nicht irrt, gleich als Bild entpuppen wird. In der Tat - es ist ein Bild, es zeigt ein Reklameschild worauf sich zwei Frauen raekeln, die an einem Lappen haekeln, der zum Teil ein Kind verbirgt, das recht ungewoehnlich wirkt: Viele Sommersprossen sind auf dem Kinde, doch das Kind ... Und noch ein nachdenklicher Nachschlag, für PMP und co.: Moral ist, wenn man so lebt, dass es gar keinen Spass macht, so zu leben. Edith Piaf, Scharfe Stellen. |
Zum obigen Gedicht sind mir spontan zwei weitere literarische Kleinode eingefallen:
Es war einmal ein Mann, der hatte einem Zahn. Der Zahn, der tat ihm weh, da sprang er in den See. Der See war ihm zu kalt, da ging er in den Wald. Der Wald war ihm zu dicht, da nahm er sich ein Licht. Das Licht war ihm zu helle, da ging er in die Hölle. Die Hölle war zu heiß, da ging der Mann aufs Eis. Das Eis war ihm zu glatt, da ging er in die Stadt. Die Stadt war ihm zu enge, da stieg er auf die Hänge. Die Hänge war'n zu kalt, da lief der Mann ins Tal. Das Tal war ihm zu flach, da stieg er auf ein Dach. Das Dach war ihm zu schräg, da plumpst er auf den Weg. Der Weg war ihm zu lang, da sucht er eine Bank. Die Bank war morsch und faul, da kauft er einen Gaul. Der Gaul warf ihn im Trab in einen Graben ab. Der Graben roch zu sehr, da ging der Mann ans Meer. Das Meer war ihm zu blau, da ging er auf die Au. Die Au war ihm zu grün, da ging er nach Berlin. Berlin war voller Qualm, da stieg er auf die Alm. Die Alm war voller Ziegen, da ist er abgestiegen. Der Abstieg war ein Graus, drum ging der Mann nach Haus. Zuhause fiel ihm ein: ich hab' doch einen Zahn... ---- Das hier dürfte zumindest teilweise aus der Feder von Gernhardt sein: Richter: Hohes Gewicht, liebe Geschwollenen, Angenagter! Ihnen wird zur Last gelegt, sie hätten an dem Mast gesägt. Angeklagter: Ich hab nicht an dem Mast gesägt, ich hab nur mit dem Ast gefegt. Richter: Und dabei hat Sie´s fast geschrägt? Angeklagter: Jawohl, als ich den Quast verlegt, da hab ich mich mit Hast bewegt, und das hat wohl den Gast erregt, und der hat dann den Mast zerlegt. Richter: Sie haben aber bei der polizeilichen Vernehmung ganz andere Angaben gemacht. Ich zitiere sie wörtlich: Ich habe diesen Gast zersägt, weil er sich auf den Quast gelegt, dabei hat sich ein Ast bewegt, vielleicht durch meine Hast erregt. Doch wer gefälschten Zaster prägt und Schuh´ aus Alabaster trägt, wer alle diese Laster pflegt, verdient, dass ihn der Mast erschlägt. Das haben sie doch in der Vernehmung gesagt. Herr Zeuge, können sie diesen Hergang bestätigen? Zeuge: Nein, das war ganz anders. Das war so: Ich hatte mich zur Rast gelegt und mich mit einem Quast gepflegt. Richter: Das tut doch nun gar nichts zur Sache! Zeuge: Oh doch! Ich hatte mich zur Rast gelegt und mich mit einem Quast gepflegt. Denn wer schon einmal Bast zersägt, weiß, dass das keine Hast verträgt. Richter: Aber das spielt doch nun überhaupt keine Rolle! Zeuge: Doch. Da hat sich´s im Morast geregt, und das hat wohl den Mast bewegt. Und wie der Mast aufs Pflaster schlägt, da hat er wohl den Gast erlegt. Richter: Jetzt bin ich aber fast erregt. Womit wird denn nun das belegt? Verteidiger: Aber Herr Richter, wenn ich als Verteidiger mal etwas dazu sagen darf: Der Mann ist ein Phantast, der pflegt, sobald er sich zur Rast gelegt, zu schrei´n , dass ihn der Mast erschlägt. Aber zurück zu meinem Mandanten: Was wird ihm denn zur Last gelegt? Wenn man in sich das Laster trägt, und sich der Wunsch nach Zaster regt, kommt´s vor, dass man den Gast erschlägt, und ihn dann auf das Pflaster legt. Richter: Das genügt, die Beweisaufnahme ist abgeschlossen. Im Namen des Volkes: Wenn einer einen Mast zersägt, weil ihn ein Gymnasiast erregt, der vor seinem Palast gefegt, dann wird die Tat mit Knast belegt. Doch wenn er als Kontrast erwägt, dass er sein Geld zum Paster trägt, der auch den Wunsch nach Zaster hegt dann wird das nicht Knast belegt. Stattdessen wird der Mast zersägt und auf das Grab vom Gast gelegt. Wem dieser Spruch nicht passt, der trägt die Kosten des Verfahrens. Gezeichnet: Richter Ahrens. Das Gericht zieht sich zum Besäufnis zurück. Das Urteil lautet: Freibier! |
Zitat:
Apropos Freibier: ... FastF... ? :Prost: |
Dreissigwortgedicht
Siebzehn Worte schreibe ich auf dies leere Blatt, acht hab' ich bereits vertan, jetzt schon sechzehn und es hat alles laengst mehr keinen Sinn, ich schreibe lieber dreissig hin: dreissig. Und noch ne Zugabe für Drullse & Co.: Vielwisser duerften in dem Glauben leben, dass es bei der Tischlerarbeit auf die Gewinnung von Hobelspaenen ankommt. Karl Kraus. |
Weiter so,
ich warte immer schon mit Spannung auf die Fortsetzung.;) Gruss strwd |
Zitat:
Ich habe übrigens gerade gesehen, dass die gesammelten Gedichte von Robert Gernhardt 1063 Seiten umfassen. Bei einem Gedicht pro Seite - bei nur 30 Wörtern pro Gedicht ist das evtl. recht konservativ geschätzt - und einem Gedicht/Woche müsstest du noch Stoff für 19 Jahre und ca. 6 Monate haben. Bin schon gespannt, ob es im nächsten Jahrzehnt den ein oder anderen qualitativen Durchhänger gibt... |
Pünktlich zum Donnerstagmorgen: Der raetselhafte Geistergast ...
Der raetselhafte Geistergast
gastiert sich bei dir ein, und was du bist und was du hast, das ist nicht laenger dein. Der raetselhafte Geistergast, will mehr als nur Quartier, sein kleiner Reisebeutel fasst dein Herz und dein Klavier. Der raetselhafte Geistergast, der nimmt dir Kopf und Leib. Er bleibt solange es ihm passt und geht, wenn du sagst: Bleib. |
Ich selbst ...
Ich selbst
Selbstaussage Ich mach mir nichts aus Marschmusik, ich mach mir nichts aus Schach. Die Marschmusik macht mir zuviel, das Schach zuwenig Krach. Selbstfindung Ich weiss nicht, was ich bin. Ich schreibe das gleich hin. Da hab'n wir den Salat: Ich bin ein Literat. |
Trost im Gedicht ...
Trost im Gedicht
Denk dir ein Trueffelschwein, denks wieder wieder weg: Wird es auch noch so klein, wird nie verschwunden sein, bleibt doch als Fleck. Was je ein Mensch gedacht, laesst eine Spur. Wirkt als verborgne Macht, und erst die letzte Nacht loescht die Kontur. Hat auch der Schein sein Sein und seinen Sinn. Musst ihm nur Sein verleihn: Denk dir kein Trueffelschwein, denks wieder hin. Und als Zugabe noch ein kurzes knackiges von Busch (dem Wilhelm, nicht dem George W.): So geht es mit Tabak und Rum: Erst bis du froh - dann faellst du um. Wilhelm Busch. |
Ja meiii,
isss denn heut schon wieder Donnerstag.:Cheese: Gruss strwd |
Der Tag an dem das verschwand.
Der Tag an dem das verschwand.
Am Tag, an dem das verschwand da war die uft vo Kagen. Den Dichtern, ach, verschug es gatt ihr Singen und ihr Sagen. Nun gut. Sie haben sich gefasst. Man sieht sie wieder schreiben. Jedoch: Soang das nicht wiederkehrt, muss aes Fickwerk beiben. Schade, der Gag wird durch das Rechtschreibprogramm teilweise unterdrückt ... Und wieder eine kleine Zugabe für Euch: Wo ist die Genehmigung, dass Millionen Schweine einfach machen koennen, was sie wollen, waehrend unsereinem alles verboten ist? Alexander Kluge. |
You make my day:Cheese:
Gruß strwd |
Alltag ...
Alltag
Ich erhebe mich. Ich kratze mich. Ich wasche mich. Ich ziehe mich an. Ich staerke mich. Ich begebe mich zur Arbeit. Ich informiere mich. Ich wundere mich. Ich aergere mich. Ich beschwere mich. Ich rechtfertige mich. Ich reisse mich am Riemen. Ich entschuldige mich. Ich beeile mich. Ich verabschiede mich. Ich setze mich in ein Lokal. Ich saettige mich. Ich betrinke mich. Ich amuesiere mich etwas. Ich mache mich auf den Heimweg. Ich wasche mich. Ich ziehe mich aus. Ich fuehle mich sehr muede. Ich lege mich schnell hin: Was soll aus mir mal werden, wenn ich mal nicht mehr bin ? |
Aldag
Aus aktuellem Anlass, eine kleine Variation. Nur zwei Zeilen geändert und der offene Schluss aufgelöst:
Aldag Ich erhebe mich. Ich kratze mich. Ich wasche mich. Ich ziehe mich an. Ich stärke mich. Ich dope mich. Ich begebe mich zur Arbeit. Ich informiere mich. Ich wundere mich. Ich ärgere mich. Ich beschwere mich. Ich rechtfertige mich. Ich reiße mich am Riemen. Ich entschuldige mich. Ich beeile mich. Ich verabschiede mich. Ich setze mich in ein Lokal. Ich sättige mich. Ich mache mich auf den Heimweg. Ich wasche mich. Ich ziehe mich aus. Ich fühle mich sehr müde. Ich beklebe mich mit Pflastern. Ich lege mich schnell hin. Was soll aus mir mal werden, wenn ich mal nicht mehr Radfahrer bin? Vielleicht Sportdirektor bei T-Mobile, kompromisslos im Kampf gegen Doping? Ich lasse es lieber sein. Ich mach es doch. Ich bin so glaubwürdig. Ich stehe für den Neuanfang. Ich nehme die Kohle gern mit. |
:Lachanfall: :bussi: :Prost: :quaeldich:
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Trost und Rat ...
Trost und Rat
Ja wer wird denn gleich verzweifeln, weil er klein und laut und dumm ist? Jedes Leben endet. Leb so, dass du, wenn dein Leben um ist von dir sagen kannst: Na wenn schon! Ist mein Leben jetzt auch um, habe ich doch was geleistet: ich war klein u n d laut u n d dumm. O.k., ziemlich kurz. Daher die Zugabe: 'Jetzt geh ich los!' schrie die Rakete. 'Ich weiss, ich werde hoeher steigen als die Sterne, viel hoeher als der Mond, viel hoeher als die Sonne. Wundervoll! Ich werde ewig so fliegen. Welch ein Erfolg ich bin!' Aber niemand sah sie. Oscar Wilde, Maerchen. |
Terzinen ueber die Vergesslichkeit ...
Terzinen ueber die Vergesslichkeit
Noch spuer ich ihren Dingens auf den Wangen, Wie kann das sein, dass diese nahen Tage Dings sind, fuer immer fort und ganz vergangen? Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt Und viel zu kommnichtdrauf, als dass man klage, Dass alles gleitet und vornueberrinnt. Und dass mein eignes ... Na! durch nichts gehemmt Herueberglitt aus einem Kind? Ja, Kind, Mir wie ein Hut unheimlich krumm und fremd. Dann: dass ich auch vor Jahren hundert war Und meine Ahnen, die im roten Hemd Mit mir verdingst sind wie mein eignes Haar. So dings mit mir als wie mein eignes Dings. |
Schiff 'Erde'
Schiff 'Erde'
Ich will den Kapitaen sehn, schrie die Frau, den Kapitaen, verstehn Sie? Das ist unmoeglich, hiess es. Gehn Sie! So gehn Sie doch!! Sie sehn ihn nie! Das Weib, mit rasender Geberde: So bringen Sie ihm das - und das - (Sie spie die ganze Reeling nass.) Das Schiff, auf dem sie fuhr, hiess 'Erde'. Zugabe: Fuers Leben gern wuesst' ich: was fangen die vielen Leute nur mit dem erweiterten Horizont an? Karl Kraus |
Auf dem Fliegenplaneten
Auf dem Fliegenplaneten
Auf dem Fliegenplaneten, da geht es dem Menschen nicht gut: Denn was er hier der Fliege, die Fliege dort ihm tut. An Baendern voll Honig kleben die Menschen dort allesamt und andre sind zum Verleben in suessliches Bier verdammt. In Einem nur scheinen die Fliegen dem Menschen vorauszustehn: Man baeckt uns nicht in Semmeln noch trinkt man uns aus Versehn. |
Moewenlied
Moewenlied
Die Moewen sehen alle aus, als ob sie Emma hiessen. Sie tragen einen weissen Flaus und sind mit Schrot zu schiessen. Ich schiesse keine Moewe tot, ich lass sie lieber leben - und fuettre sie mit Roggenbrot und roetlichen Zibeben. O Mensch, du wirst nie nebenbei der Moewe Flug erreichen. Wofern du Emma heissest, sei zufrieden, ihr zu gleichen. Was Nachdenkliches hinterher: Die Politik und die Religion koennen Menschen entzweien, doch die Kunst verbindet uns, daher glaube ich leidenschaftlich an sie. Robert Wilson. |
Wir wechseln zu Morgenstern:
Der Meilenstein
Tief im dunklen Walde steht er und auf ihm mit schwarzer Farbe, dass des Wandrers Geist nicht darbe: Dreiundzwanzig Kilometer. Seltsam ist und schier zum Lachen, dass es diesen Text nicht gibt, wenn es keinem Blick beliebt, ihn durch sich zu Text zu machen. Und noch weiter vorgestellt: Was wohl ist er - ungesehen? Ein uns voellig fremd Geschehen. Erst das Auge schafft die Welt. Und noch was Philosophisches von Nietzsche: Wie? Ist der Mensch nur ein Fehlgriff Gottes? Oder Gott nur ein Fehlgriff des Menschen? |
Die Zeit.
Die Zeit.
Es gibt ein sehr probates Mittel, die Zeit zu halten am Schlawittel: Man nimmt die Taschenuhr zur Hand und folgt dem Zeiger unverwandt. Sie geht so langsam dann, so brav als wie ein wohlgezogen Schaf, setzt Fuss vor Fuss so voll Manier als wie ein Fraeulein von Saint-Cyr. Jedoch vertraeumst du dich ein Weilchen, so rueckt das zuechtigliche Veilchen mit Beinen wie der Vogel Strauss und heimlich wie ein Puma aus. Und wieder siehst du auf sie nieder; ha, Elende! - Doch was ist das? Unschuldig laechelnd macht sie wieder die zierlichsten Sekunden-Pas. Als Zugabe diesmal ein Sportler-Zitat: Ich habe viel von meinem Geld fuer Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst. George Best Wer ihn nicht kennt: der Ire war ein begnadeter Kicker in den 60ern. Leider auch ein Hallodri, oft auch als der 5. Beatle bezeichnet. Bekam dann im zivilen Leben nix mehr auf den Schirm und starb verarmt mit 59. |
Und Heute Ein Morgenstern-gedicht:
Der Meilenstein
Tief im dunklen Walde steht er und auf ihm mit schwarzer Farbe, dass des Wandrers Geist nicht darbe: Dreiundzwanzig Kilometer. Seltsam ist und schier zum Lachen, dass es diesen Text nicht gibt, wenn es keinem Blick beliebt, ihn durch sich zu Text zu machen. Und noch weiter vorgestellt: Was wohl ist er - ungesehen? Ein uns voellig fremd Geschehen. Erst das Auge schafft die Welt. |
Zitat:
kann es sein, dass das Gedicht dem vom 9.8. ziemlich ähnelt? Kann es sein, dass es sogar völlig identisch ist, du alter Postingschinder :Lachen2: Zum Trost für alle, die hier mitlesen ein kurzer Spruch von Robert Gernhardt. Auf die Frage von DIE WELT: "Sie haben gesagt, einen Hammersatz wenigstens, sollte ein Dichter geschrieben haben. Wie lautet Ihrer?" antwortete er: "Der Kragenbär holt sich munter, einen nach dem anderen runter." In diesem Sinne einen schönen Donnerstag allerseits. |
Zitat:
Hat ja auch funktioniert. |
Wo ist der Gernhardt?
TriSt |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 15:32 Uhr. |
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