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LidlRacer 28.06.2016 21:38

Zitat:

Zitat von ~anna~ (Beitrag 1233792)
Wenn ich wissen will, ob ich müde bin im Rennen, höre ich doch lieber auf meinen Körper.

Scheint mir sinnvoll.

Aber (wo) gibt es sinnvolle Anwendungen für das Konzept?
Zeitfahrtempo bestimmen?
Oder sind Schwankungen aufgrund von Tagesform, Temperatur etc. so groß, dass die Rechnerei doch nix bringt?
(Ihr merkt schon: Ich tendiere zu letzterem.)

Oder kann man das Training gezielter ausrichten?

captain hook 28.06.2016 21:46

http://heiko.ploinger.de/monod/Monod.html

Hier die Beschreibungen von Monod/Scherrer zu diesem Thema.

Golden Cheetah macht aus den gemessenen Leistungen lustige Kurven. Der w´Verbrauch ist um so höher wie die Leistung oberhalb der Schwelle liegt. Fährt man also oberhalb der Schwelle verbraucht man etwas davon. Erholen tut sich diese Kapazität wenn man wieder unterschwellig fährt, je weiter unterschwellig, desto besser erholt sich die anaerobe Kapazität (w´). Die Erholung hängt aber auch sehr stark von der persönlichen Fähigkeit in in diesem Bereich ab. Diese Erholungswirkung wird als "Tau" beschrieben und ist ziemlich individuell.

Es gibt also ziemlich viele Werte, die man ziemlich genau bestimmen muss, wenn man damit etwas anfangen will. Die beiden in dem o.g. Link beschriebenen Maximaltests also zB und wie auch schon hier beschrieben weiter verfeinert durch eigenen Daten.

In der Regel schafft man es, w´so im Bereich von 1-2min von 100 auf 0 zu befördern in einer Ausbelastung. Das ist allerdings ein ziemlich schmerzhafte Angelegenheit. Einfacher finde ich es wenn man was im Bereich von 5min fährt mit einem massiven Endspurt zur Restenleerung.

Ich selber habe mal eine Einheit gemacht, wo ich 1h SSt gefahren bin und alle 5min einen Sprint eingebaut habe. Das war deshalb interessant, weil man bei SST Last kaum Erholung bei der w´erreicht und deshalb die anaerobe Kapazität Stufenweise mit jedem Sprint runtergefahren wird. Und hier sieht man dann die Gefahr. Fährt man zu stark drüber und muss danach weiter am Ball bleiben, sieht es mit der Erholung ziemlich übel aus. Und das kann dann ziemlich schnell ziemlich doll ins Auge gehen.

Fürs Zeitfahren selbt finde ich den Wert nicht so spannend. Da hab ich im Zweifel einen Zielwert für die Durchschnittsleistung und versuch die eher gleichmäßig zu erreichen.

Für Analysen im Nachhinein ist es zB im Radrennen manchmal spannend, weil man zB sehen kann, wo man sich abgeschossen hat und warum man zB einer Attacke nicht mehr folgen konnte in einer Situation und wo man sich ggf mal schlauer anstellen muss. Ich habe da einige schöne Beispiele aus Kriterien, wo die Tendenz der Kurve zu 100% den Rennverlauf wiedergeben.

Aufgrund der vielen Einflussfaktoren betrachte ich das allerdings eher wie eine Tendenz zu Abschätzung der Ausbelastung ohne dem absoluten Werte besondere Beachtung zu schenken. Wer hat schon zB seinen individuellen Tau Wert präzise bestimmt und was genau würde man damit anfangen wollen? Und wie genau traut man sich zu abzuschätzen wie oft in welcher Zeit man es schafft w´ wie weit in den Keller zu fahren? Es ist ja ein Irrglaube, dass man w´beliebig oft wiederholt von 100 auf null fahren kann. Jeder der es mal probiert hat wird feststellen, dass das einige Male gut geht, aber man irgendwann nicht mehr als 80% rausquetschen kann. Oder bei längeren Sachen auch nicht mehr als 60% und dass solche Wiederholungen massiv steife Beine bereiten. Auch wenn sich der Parameter jedes Mal wieder auf 100% auffüllt...

Gozzy 28.06.2016 21:46

Meiner Meinung nach macht das in einem EZF nur Sinn wenn man w'bal dazu nutzt um dieses w' auf der Zielinie auf 0 zu haben. Sprich genau zu timen wann man in den roten BEreich fährt ohne 500m vor dem Ziel zu platzen oder noch Reserven zu haben. Ob das genauso klappt wage ich zu bezweifeln.

Ich denke auch Körper vor Technik.

Gozzy 28.06.2016 21:49

Kurze Frage: Was sind SSt?

Trillerpfeife 28.06.2016 21:51

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1233798)
Scheint mir sinnvoll.

Aber (wo) gibt es sinnvolle Anwendungen für das Konzept?
Zeitfahrtempo bestimmen?
Oder sind Schwankungen aufgrund von Tagesform, Temperatur etc. so groß, dass die Rechnerei doch nix bringt?
(Ihr merkt schon: Ich tendiere zu letzterem.)

Oder kann man das Training gezielter ausrichten?

Hallo,

die Sinnfrage würde ich ernsthaft in einem extra Thread diskutieren.

Meine Erfahrung:
Nach einigermassen vernünftigen Test der CP5 und der CP20 hat man Trainingsbereiche und kann die mit einem Power Meter ziemlich genau einhalten.
Auch beim Zeitfahren / Radsplit kann man seine Wattwerte sehr genau einhalten. Man sieht sofort ob man überzockt. Nachteil: Das Gefühl für den eigenen Körper leidet.

captain hook 28.06.2016 22:00

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Hier zB so ein versemmeltes Kriterium. In der 5ten oder 6ten Runde komplett abgeschossen, weil ich jede Mal dachte ich müsste an einem Berg auf der Runde die Welt zerreißen. Es stand aber der Wind drauf und die hinter mir konnten entspannt mit 200W weniger hochfahren. Habs dann irgendwann gerafft und das Ding nich einigermaßen retten können. Aber hier sieht man gemessene Dummheit.

captain hook 28.06.2016 22:02

Zitat:

Zitat von Gozzy (Beitrag 1233802)
Kurze Frage: Was sind SSt?

Sweetspottraining. So um die 90% der FTP.

felixb 28.06.2016 22:06

Zitat:

Zitat von Trillerpfeife (Beitrag 1233806)
Meine Erfahrung:
[...] Trainingsbereiche und kann die mit einem Power Meter ziemlich genau einhalten.
Auch beim Zeitfahren / Radsplit kann man seine Wattwerte sehr genau einhalten. Man sieht sofort ob man überzockt. Nachteil: Das Gefühl für den eigenen Körper leidet.

Ich finde, dass das eigene Körpergefühl dabei nicht leidet.
Ich lasse mir immer Puls UND Leistung anzeigen. Für das Gefühl brauche ich keinen Tacho.
Es ist ja nicht so, dass man gar nicht mehr nach Gefühl fährt.
Seitdem ich mit Powermetern fahre, habe ich mein Gefühl eher neu ausgerichtet. Wo man vorher ggf. dachte, dass man das nie durchhalten könnte ... weiss man es nun besser.
Das hat aber sicherlich auch mit der Trainingsqualität und Qual zu tun.

Zum W': Beim Zeitfahren würde ich den W'-Anteil eher für sehr kurze Antritte nach Kurven usw. nutzen. Wenn man lange Abschnitte deutlich überschwellig fährt, muss man danach erst mal damit klarkommen. Kann man wohl machen, wenn ... mans halt kann.
Die W' kann durch Antritte & Entspurt dann doch noch leergehen, aber da hat der Captain schon recht: Tau ist leider eine ziemliche Unbekannte und gerade bei vielen Einzelbelastungen in Folge wird es dann schwer.
W' & CP taugen aber mit Monod & Scherer ermittelt recht gut, um einmalige Belastungen (bspw. kurzer Bergsprint o.ä.) abschätzen zu können. Wenn die CP & W' recht gut stimmen, kann das schon sehr genau hinkommen.
Allerdings sollte man bei CP & W' per Monod & Scherer nicht vergessen, dass die Werte für unter 2-3 min recht wenig taugen. Da kommt meiner Meinung nach Adrenalin (welcher Typ ist man? Adrenalin-Bombe?) & Sprintvermögen ordentlich mit rein und kann recht deutlich verfälschen.

Die W' ist natürlich, wie der Captain ja schon schrieb, eher für einmaligere Sachen praktisch. Bei meinem Trainingszustand merke ich das recht deutlich bei Intervallen - beim letzten habe ich meistens nicht das Gefühl, dass da noch viel mehr ginge. Bei der W' sieht das dann mitunter ganz anders aus.


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